Mehrere Millionen Franken Schaden hat ein Grossbrand in den Prager Filmstudios Barrandov verursacht. Wie tschechische Medien unter Berufung auf Polizei und Feuerwehr berichteten, vernichteten die Flammen am Freitagabend einen Teil der legendären Kulissenstadt. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT24 war zu sehen, wie eine nachgebaute mittelalterliche Burg und grossenteils aus Holz errichtete Nachbildungen des mittelalterlichen Paris völlig niederbrannten.
Drei Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten verletzt. Die Brandbekämpfung dauerte die ganze Nacht hindurch. Dabei gossen auch Hubschrauber Wasser aus der Moldau auf das brennende Areal von rund 10'000 Quadratmetern.
Zudem habe die Polizei eine nahegelegene Tankstelle präventiv mit Wasserwerfern bespritzt, um ein Übergreifen des Feuers zu verhindern. Die Polizei musste ausserdem zahlreiche Schaulustige fernhalten, die von den kilometerweit sichtbaren Rauchschwaden angelockt wurden.
Den Schaden habe die Feuerwehr auf rund 100 Millionen Kronen (4,04 Millionen Franken) geschätzt. Die Brandursache ist noch unklar.
Bekannt durch zahlreiche Filme und Märchen
Die Filmstadt im Prager Stadtteil Barrandov gehört zu den grössten und ältesten Studios der Welt. Seit den 1930-er Jahren wurden dort mehr als 2500 tschechische und internationale Filme gedreht, von denen mehrere einen Oscar oder andere internationale Auszeichnungen erhielten.
Zu den bekanntesten zählen etwa Milos Formans «Amadeus», der ebenfalls mit einem Oscar und auch dem Golden Globe ausgezeichnete tschechische Film «Kolja» oder Barbra Streisands «Yentl». Auch der erste Teil der «Mission Impossible»-Reihe wurde in Prag gedreht. Bekannt sind die Studios ebenfalls dank zahlreichen Märchenfilmen wie «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel».
Nach dem Sturz des Kommunismus 1989/90 bemühte sich Präsident Vaclav Havel, die Studios in seinen Besitz zu bekommen. Er berief sich darauf, dass seine Vorfahren die eigentlichen Gründer der Studios gewesen seien. Sie hätten ihre Ansprüche erst infolge der schrittweisen Enteignung durch die nationalsozialistischen deutschen Besatzer ab 1939 und die spätere Verstaatlichung nach dem Zweiten Weltkrieg verloren. Auch die heutige Homepage (englisch) führt die Gebrüder Havel als «Gründerväter» an.