Beim Stichwort «Autorennen» denken die meisten an heulende Motoren, heissen Asphalt und Sieger mit Champagner-Flaschen in den Händen. Doch es geht auch anders.
Im französischen Toulouse findet bald das kleinste Autorennen der Welt statt: auf einer Strecke von einem Zehntausendstel-Millimeter. Sechs Nationen kämpfen mit klitzekleinen Molekül-Fahrzeugen um Ruhm und Ehre: USA, Japan, Deutschland, Frankreich Österreich und die Schweiz sind dabei.
Elektrische Impulse sorgen für Fahrt
«Beim Nano-Car-Race geht es darum, einzelne Moleküle möglichst schnell über eine Rennstrecke zu bewegen», erklärt Tobias Meier. Er ist Doktorand an der Universität Basel und steuert als Co-Pilot das Schweizer Molekular-Auto.
Gesteuert werden die Nano-Cars an einem speziellen Mikroskop von Physikerinnen und Physikern über eine Nadelspitze, die elektrische Impulse absondert. Das ist extrem schwierig und vom Grössenverhältnis her etwa so, als würde man mit der Matterhorn-Spitze versuchen, einen Pingpong-Ball anzustupsen.
Schweizer halten den Rekord
Die Schweizer sind mit 20 Nanometern pro Stunde aktuell die Geschwindigkeits-Weltmeister der Molekül-Fahrzeugrennen. Diesen Erfolg erklärt Meier so: «Unser Auto gleitet über die Oberfläche, ähnlich einem Luftkissen-Boot. Hier hat jedes Team ein eigenes Konzept. Unsere Idee war es, die Reibung zwischen Nano-Auto und Oberfläche zu verringern.»
Die Rennstrecke befindet sich auf einem Goldkristall, dessen Oberfläche parallele Rillen aufweist. «Wir können solche Rillen als Leitplanken für unsere Rennwagen nutzen.»
Räder abgefallen
Ursprünglich sollte das Rennen dieses Wochenende in Toulouse stattfinden. Nun haben die Veranstalter den Event auf nächsten Frühling verschoben. Grund dafür sind verschiedene technische Probleme. Wenn die Wagen auf die Rennstrecke gebracht werden, können sie beschädigt werden, beispielsweise können Räder abfallen. «Genau das ist bei manchen Teams passiert», erklärt der Physiker Tobias Meier. Zudem habe noch nicht jedes Team vor Ort einen Testlauf absolvieren können.
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Nano-Cars wichtig für die Forschung
Nebst Spass für die Forscher bringt das Autorennen aber auch viel für die Forschung. «In der Nanoelektronik könnte man damit Computerchips oder Solarzellen bauen – unser Fahrzeug wird bereits in organischen Solarzellen eingesetzt und kann Licht in Strom umwandeln», berichtet der Physiker. «Ausserdem könnte man sich molekulare Transporter vorstellen, die ein Medikament in einen bestimmten Körperteil transportieren.»