«Leise rieselt der Schnee, still und starr ruht der See. Weihnachtlich glänzet der Wald: Freue dich, s' Christkind kommt bald!» Nur läuft aber Vielen dieses Jahr die Nase nicht wegen der «tiefen» Temperaturen, sondern wegen der Pollen, die bereits wieder in der Luft sind.
Ein Effekt des Klimawandels
Getrübte (Weihnachts–)Freude darum konkret bei den Allergikern. Denn wegen des milden Winters ist der Heuschnupfen schon wieder da – in der Westschweiz und im Mittelland blühen vereinzelt schon die Haselsträucher.
Der Allergologe Camillo Ribi vom Universitätsspital Lausanne beobachtet eine aussergewöhnliche Situation: «Diesen Dezember scheint es viel mehr Betroffene zu geben. Bis vor einigen Jahren haben wir die Winterzeit als allergiefrei betrachtet. Mit dem Klimawandel ändert sich das, es gibt keine allergiefreie Saison mehr.»
Ist der Heuschnupfen aber nicht vielleicht ‹nur› eine langwierige Erkältung? «Wenn schwere Erkältungs-Symptome auftreten, die lange Zeit andauern und Augen und Nase stark irritieren, könnte das durchaus eine Allergie sein», sagt Ribi.
Gemein zu Allergikern – der Gemeine Hasel
Schuld daran sind die Haselkätzchen – die männlichen Blütenstände des Gemeinen Hasels oder Haselstrauchs. Wegen des milden Wetters spriessen sie bereits. Auf diesen Umstand angesprochen weist der Baumgärtner Georges Baudat auf die aktuelle Besonderheit hin: «Die Haselkätzchen sollten jetzt im Dezember nur halb so gross sein und komplett geschlossen. Nur so können sie dem Frost widerstehen, der im Januar oder Februar auftreten kann.»
Wegen der warmen Witterung steigt aber in vielen Bäumen bereits wieder der Pflanzensaft auf – mit dem Risiko für die Pflanzen, dass bei später eintretendem Frost die Stämme und Äste platzen können. «Es ist nicht normal für diese Saison, dass Haselsträucher blühen. In unserer Region sollte das frühestens Ende Februar oder Anfang März geschehen», sagt Baudat.