Der ORF überträgt das Konzert aus dem Musikvereinssaal in mehr als 80 Länder. In der Schweiz ist es ab 11.15 Uhr auf SRF 1 zu sehen. Radio SRF 2 Kultur überträgt das Spektakel ebenfalls. Dirigent Franz Welser-Möst (52) hat für die ritualisierte Veranstaltung diesmal ein fast wagemutiges Programm zusammengestellt.
«Gott sei Dank wenig Show»
«Es ist natürlich schon ein Event – das ist vollkommen klar», sagte der oberösterreichische Maestro vor kurzem in einem ORF-Interview. Welser-Möst wird bereits zum zweiten Mal nach 2011 am Pult stehen.
Ausser dem «Prosit Neujahr»-Ruf der Philharmoniker, dem traditionellen Donauwalzer und dem Radetzky-Marsch, bei dem er das mitklatschende Publikum dirigieren muss, gebe es «Gott sei Dank ziemlich wenig» Show.
Auf dem Programm bekommt die Strauss-Dynastie diesmal erstmals Konkurrenz von Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Die Geburtstage der Komponisten jähren sich 2013 zum 200. Mal.
Das kommende Jahr werde weltweit im Zeichen der beiden «Giganten des Musiktheaters» stehen, sagte Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg: «Es war daher für uns klar, im ersten Konzert des neuen Jahres beide zu platzieren.»
Kein Sportlicher Wettbewerb zwischen Dirigenten
Dass er sein Publikum, das von der Fernsehübertragung wohl eher altbekannte Klänge und schmucke Wien-Bilder erwartet, mit den Neuerungen verschrecke, glaubt Welser-Möst nicht: Nur wenn er sich nicht langweile, langweile sich auch das Publikum nicht.
«Wenn man die gleichen Dinge immer wiederholt, dann wird das ein bisschen ein sportlicher Wettbewerb zwischen den Dirigenten und das finde ich einfach falsch», sagte er.
Trotz Verdi und Wagner dominieren wie gewohnt Walzer und Polkas aus der Familie Strauss das Programm, viele davon, wie das Spätwerk «Hesperusbahnen» von Josef Strauss, werden erstmals beim Neujahrskonzert zu hören sein. «Es geht darum, zu demonstrieren, welchen Rang diese Dynastie in der Musikgeschichte einnimmt», sagte Hellsberg.
Viel Prominenz im Publikum
Die 90-jährige Urenkelin von Josef Strauss, Hedwig Aigner-Strauss, will den Klängen im Musikverein lauschen. Auch Welser-Möst bringt familiäre Bindungen ein: Er stellte erstmals «Die Soubrette» von Josef Strauss auf das Programm, welche sein Urururgrossvater uraufführte.
Die Tanzszenen des Wiener Staatsballetts, die bei der Fernsehübertragung gezeigt werden, sind diesmal anlässlich des 350. Geburtstags von Prinz Eugen auf dessen ehemaligem Landsitz Schloss Hof aufgenommen worden. Zum ersten Mal hat mit Ashley Page ein Brite die Choreographie übernommen.
Welser-Möst aufgeregt
Der Blumenschmuck werde dominiert von Rosen und Nelken und sei in den Farben Lachs, Rosa und Terrakotta gehalten, kündigten die Floristen beim ORF an. Er kommt seit Jahrzehnten aus dem italienischen San Remo.
Welser-Möst ist nach eigenen Angaben im Vorfeld fast aufgeregter als beim ersten Mal. Vorher erwartet ihn angesichts der TV-Übertragung ungewohnter Trubel, das weiss er bereits: «Das nervt auch gleichzeitig, wenn man gewohnt ist, sich auf den Auftritt mental vorzubereiten. Das ist ja ein Bienenschwarm da hinter der Bühne.»