An einem Kran wird ein gelber Autobus aus einem Nilkanal im Westen Kairos gehoben. Schlammiges Wasser fliesst aus dem platt gedrückten Fahrzeug. Aufnahmen im ägyptischen Fernsehen zeigen einen im Kanal treibenden Toten, Taucher suchen im Brackwasser nach weiteren Opfern. Am Uferrand stehen Hunderte Schaulustige.
Zwölf Menschen starben nach Medienberichten am Samstag bei dem Busunfall in der ägyptischen Hauptstadt, 15 wurden verletzt. Weitere 15 Passagiere hätten unbeschadet überlebt. Sicherheitsbeamte waren ursprünglich von mehr als 30 Toten ausgegangen.
Nach offiziellen Angaben war der Bus auf der Stadtautobahn Kairos unterwegs, welche die ganze Metropole umschliesst. Der Fahrer habe einem Verkehrsunfall mit mehreren anderen Fahrzeugen ausweichen wollen. Bei dem Manöver sei ein Vorderreifen geplatzt, der Bus stürzte daraufhin in den Bewässerungskanal.
15'500 Verkehrstote pro Jahr
In Ägypten gehören solche Unfälle zum Alltag. Die ägyptische Tageszeitung «Al-Tahrir» listete am Sonntag unter der Überschrift «Strassen des Todes» drei weitere Busunglücke in Kairo auf – alle mit mindestens zehn Toten, alle innerhalb der vergangenen zwei Monate.
Andere Länder haben Bürgerkriege, wir haben unseren Strassenkrieg
Insgesamt sterben in Ägypten mit seinen knapp 90 Millionen Einwohnern jährlich mehr als 15'500 Menschen bei Verkehrsunfällen, weitere 50'000 werden verletzt.
Der Verkehr in Ägypten ist ein Nervenspiel: Auf ein Motorrad passen mit dem Fahrer noch dessen Frau und die zwei Kleinkinder. Aber auch in Busse drängen sich mehr Gäste als erlaubt. Kaum einer ist angeschnallt, viele Berufsfahrer nehmen Medikamente, um über den Arbeitstag hinweg fit zu bleiben. «Das ist leider normal», sagt ein Kairoer mit Blick auf einen Zeitungsartikel über das Unglück. «Andere Länder haben Bürgerkriege, wir haben unseren Strassenkrieg.»