Es sitzt friedlich auf dem roten Teppich, ragt etwas über Kniehöhe, ist weiss und nicht braun. Die Beine sind karbonschwarz. In seinem Beutel sitzt nicht ein kleines Känguru, sondern eine Art kleine Taucherflasche.
«Jedes Roboter-Känguru hat seine Persönlichkeit»
Heinrich Frontzek von der deutschen Firma Festo, die weltweit führend ist in Automation, ist stolz. «Dieses Känguru hier heisst Karo. Jedes hat seinen eigenen Namen. Interessanterweise ist das Verhalten teilweise etwas unterschiedlich, obwohl sie alle über dieselbe Technik verfügen.»
Karo hat noch zwei Schwestern: Crissie und Carmen. Die eine sei sensibler auf Kälte, die andere springe weiter. Karo sei solide. Ingenieur Heinrich Fronzek trägt ein Armband. Wenn er den Arm bewegt, spürt das Känguru ein Signal. «Das Känguru geht jetzt in eine aufrechte Position und wartet auf einen Sprungbefehl», sagt Fronzek.
Vorbild für Energieeffizienz
Dann winkt der Forscher. Es soll zu ihm kommen. «Es muss sich ziemlich anstrengen, um dem natürlichen Vorbild ein bisschen näher zu kommen.» Karo hüpft knapp einen Meter hoch. Das Känguru in der Natur sei ein Vorbild für Energieeffizienz, sagt Fronzek.
Es sei das einzige Tier, das immer weiter, immer schneller springen könne, ohne mehr Energie zu verbrauchen. Wenn man diesen Naturmechanismus verstehe, dann könne man diesen in der Industrie umsetzen. «Wenn wir ein Produkt von Maschine zu Maschine hin- und herbewegen und weiter verarbeiten, dann müssen wir sehen, dass wir die Energie wieder zurückgewinnen für den nächsten Prozess. Diese Philosophie aus der Evolution der Natur, Überträge auf neue Fabriken zu finden, das ist unser Ansatz.»
Wenn eine Autotür an die Karosserie montiert werde, brauche das Energie. Aber daraus müsste wieder Energie entstehen für den nächsten Prozessschritt. Würde das funktionieren, bräuchte die Produktion halb so viel Energie wie heute.
Programm mit Höhen und Tiefen
Wie das gehen soll, das wollte die Firma Festo mit weltweit 16'000 Mitarbeitern dem Känguru abschauen. Das Projekt dauerte drei Jahre. Es brauchte Biologen, Techniker, Modellbauer, Querdenker. In stundenlangen Computersimulationen habe das interdisziplinäre Team zum Beispiel herausgefunden, wie wichtig Schwanz und Beine seien. Nötig seien auch Zeit, Geld, eine Fehlerkultur und der Glaube, dass man es schaffe. Ein Programm mit Höhen und Tiefen. Dass das Känguru nun hüpft ohne zu kippen, sei grossartig, sagt Frontzek.
Sympathieträger für junge Leute
Und es komme noch etwas dazu, sagt Fronzek. «Gleichzeitig ist das natürlich auch ein Sympathieträger. Es geht ja auch darum, junge Menschen für Technik zu begeistern, insbesondere auch junge Damen.»
Es sei eine gute Möglichkeit, Technik sympathisch zu vermitteln. Auch gegenüber den Kunden könne Festo, einer der weltweit führenden Konzerne in Automation, die Technologie besser erklären. Und so dürfte die Känguru-Technik Teil der Fabrik der Zukunft werden. Auch wenn man erst auf halbem Weg ist. Als nächstes soll Festo ein neues Tier unter die Lupe nehmen.