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Samichlaus und Schmutzli bei der Vorbereitung vor dem Spiegel.
Legende: Samichlaus und Schmutzli müssen sich auf veränderte Familienkonstellationen einstellen. Keystone

Panorama «Ein Samichlaus darf auch mal ins Fettnäpfchen treten»

An der dritten Samichlaus-Synode treffen sich rund 100 Chläuse, um sich über ihren Brauch auszutauschen. Wichtiges Thema ist der Umgang mit Patchwork-Familien. Das sei nicht immer einfach, sagt Hans-Peter Rust, der 30 Jahre lang als Samichlaus fremde Stuben besuchte.

Bald hat er wieder viel zu tun: Der Mann im roten Gewand und mit dem weissem Bart. Aber bevor der Samichlaus am 6. Dezember loszieht, braucht er eine Weiterbildung. Am Samstag treffen sich etwa 100 Schweizer Samichläuse im Aargau zur dritten Samichlaus-Synode.

Einer der Referenten ist der 67-jährige Hans-Peter Rust. Der pensionierte Journalist war 30 Jahre lang Samichlaus.

SRF: Wie zeitgemäss ist der Samichlaus noch?

Hans-Peter Rust: Mehr denn je. Heute, in unserer stressigen, hektischen Zeit, warten die Menschen richtiggehend darauf, in der heimeligen Stube im Kreise der Familie einem Menschen zuzuhören, der schöne Worte spricht, Lob verteilt, motiviert und manchmal auch tröstet.

Sie sind Referent an der Samichlaus-Synode diesen Samstag. Ihr Thema: Wie begegnet der Samichlaus den unterschiedlichen Familienkonstellationen. War es früher einfacher, Samichlaus zu sein?

In gewisser Weise schon. Das Ganze hat sich sehr stark gewandelt. Auf neue Konstellationen in der Familie, etwa Geschiedene mit neuen Partnern, muss der Samichlaus eingehen. Das stellt kein Problem dar. Aber man braucht die richtigen Informationen und man muss richtig auf die Situation reagieren.

Manchmal tritt der Samichlaus dann auch ins Fettnäpfchen.

Das kommt vor, aber das darf er auch. Der Samichlaus ist nicht allwissend, im Gegenteil. Er hört in der Familie genau zu und korrigiert dann seinen Fehler.

Zum dritten Mal treffen sich die Samichläuse in einer Synode zu einem Erfahrungsausstausch. Der Anlass ist auch in diesem Jahr komplett ausgebucht. Was interessiert die Samichläuse, was brauchen sie?

In erster Linie geht es um einen Erfahrungsaustausch. In zweiter Linie geht es um das Thema der Familienkonstellationen. Dabei sind die Kinder viel offener geworden und berichten dem Samichlaus auch von Problemen innerhalb der Familie, etwa von Streit zwischen Mama und Papa. Da muss der Samichlaus reagieren, ohne die Autorität der Eltern zu untergraben. Das gehört heute zum Job des Samichlaus.

Unterliegt der Samichlaus einer Schweigepflicht?

Absolut. Das bleibt beim Samichlaus. Er gehört in dieser halben Stunde zur Familie.

Es gibt 2500 Samichläuse in der Schweiz, mit teilweise sehr unterschiedlichen Bräuchen. Einige kommen mit Engeln, andere mit dem Schmutzli. Gibt es einen gemeinsamen Nenner?

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Der gemeinsame Nenner ist während einer halben Stunde in der Stube, im Kindergarten, im Schulzimmer Freude zu bereiten, zu loben, zu gratulieren. Der Auftritt ist dabei unterschiedlich, was den Brauch gerade so interessant und spannend macht. An jedem Ort in der Schweiz gibt es den Samichlaus, aber nirgends ist er genau gleich. Es gibt neben dem Schmutzli auch Engel, Zwerge oder den Knecht Ruprecht.

Was sind das heute für Männer, die sich jeweils im Dezember in Samichläuse verwandeln?

Es sind zum Teil erfahrene Männer, aber mehr denn je auch Junge. Diese haben vielleicht zwei, drei Jahre als Schmutzli Familien besucht und wollen sich jetzt in einem Seminar das nötige Wissen holen, um später in das Gewand des Samichlaus zu schlüpfen.

Das Gespräch führte Marco Jaggi.

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