Der Erfinder des Freistoss-Sprays bezeichnet sich als «Idealist» ohne kommerziellen Ehrgeiz. «Viele Leute haben die Vorstellung, dass ich mit diesem Produkt reich geworden bin, aber es wurde nicht aus wirtschaftlichem Interesse entwickelt», sagte Heine Allemagne in Belo Horizonte. 320 Sprühdosen – fünf pro Spiel – im Wert von je fünf US-Dollar habe er der Fifa für die WM unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Doch so selbstlos dürfte seine Geschäftsidee auch nicht gewesen sein. Allemagne hat auf den sich selbst auflösenden weissen Schaum nach eigenen Angaben seit 2000 ein Patent. 2006 habe er sich mit dem Argentinier Pablo Silva zusammengeschlossen und die Firma «9.15 Fair Play» gegründet.
Viel Schaum, wenig Tore?
Die WM solle dem Spray, das schon in einigen südamerikanischen Ligen verwendet werde, jetzt zum Durchbruch auch in Europa verhelfen. Nach Einschätzung des Brasilianers verringert es die Zeit zum Aufbau der Mauer von 48 auf 20 Sekunden. «Das Spiel wird damit dynamischer», meinte Allemagne. Auch die Fifa erhofft sich von der Flüssiggas-Substanz, die laut Hersteller «biologisch abbaubar und harmlos für den Rasen ist» mehr Fairness und vor allem auch mehr Tore auf der ganzen Welt.
Doch der Schaum kommt nicht überall gut an. Für den Schweizer Schiedsrichter Experte Urs Meier hat diese Massnahme nichts gebracht. Im Gegenteil: «Da muss der Schiedsrichter vor den Stars in die Knie gehen, sieht dabei ausser bunten Fussballschuhen überhaupt nichts mehr. Dabei ist es doch seine Aufgabe, die Spieler zu beobachten», kritisiert er im Blog des Nachrichtenportals Focus.de.
Sepp Blatter lässt sich jedoch nicht von der Nützlichkeit des neuen Schiedsrichter-Werkzeugs abbringen. Die Massnahme löst beim Fifa-Präsidenten in einem ersten Fazit helle Begeisterung aus. «Wir wurden belächelt. Aber fragen Sie einmal die Spieler, die sind glücklich mit dem Spray», frohlockt Blatter.