Beim Einsatz alternativer Antriebsstoffe in der Fliegerei haben Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt einen wichtigen Erfolg zu verbuchen. Ihr futuristisches Fluggerät mit der Bezeichnung «HY4» hob gestern vom Flughafen Stuttgart ab und absolvierte einen problemlosen Jungfernflug.
Das Neue am Kleinflugzeug mit vier Plätzen ist der Antrieb, ein so genannter Brennstoffzellen-Hybrid, wie Entwickler und Projektleiter Josef Kallo gegenüber SRF News erklärt: In der Brennstoffzelle wird die Energie des Wasserstoffs direkt in elektrische Energie umgesetzt und dem Motor zugeführt, der einen Propeller antreibt.
Ein spezieller Vogel am Himmel
Das Flugzeug hat zwei Rümpfe, die mit einem Hauptflügel verbunden sind. Jeder Rumpf fasst zwei Passagiere, einen Wasserstofftank und eine Batterie. Die Brennstoffzelle, wo der Wasserstoff elektrochemisch in Energie umgewandelt und zu Wasser «abreagiert» wird, liegt auf dem Mittelflügel. Damit wird der grosse mittige Propeller direkt angetrieben.
Kallo sieht das grosse Potenzial des Konzepts im gestrigen Jungfernflug klar bestätigt: «Wir können Vier- bis Sechssitzer definitiv mit diesem Antriebsstrang ausstatten und so zwischen 800 und 1000 Kilometer fliegen.» Mit modular grösseren und stärkeren Systemen seien in den nächsten zehn Jahren Acht- und vielleicht gar Zehnplätzer möglich.
Mit der Wasserstoff-Brennstoffzelle und Batterie ist der Traum vom emissionsfreien Fliegen realisierbar.
Die momentane «Vision des Machbaren» bleibt aber für den Entwickler eine Maschine mit 40 Plätzen. Sie soll dereinst im Regionalverkehr und mit einer Reichweite von bis zu 1200 Kilometern eingesetzt werden. Das werde aber frühestens in 25 Jahren möglich sein.
Die nächsten Herausforderungen
Alles hänge natürlich auch vom Budget und vom Engagement der Flugzeugindustrie ab, räumt Kallo ein. Als erste grosse Herausforderung nennt er die Serienvorbereitung der Brennstoffzellen mit der Batterie zu einem «Antriebshybriden». Probleme gebe es etwa noch bei der Höhentauglichkeit der Brennstoffzelle, um auch in grossen Höhen effizient fliegen zu können.
Eine zweite Herausforderung der nächsten Jahre sei es, neue Flugzeugformen und Antriebskonzepte mit der Brennstoffzelle zu koppeln, um die Vorteile des elektrischen Motors noch besser zu nutzen.
Machen die Flugzeugbauer mit?
Viele Flugzeugbauer seien mittlerweile bereit, auf elektrisches Fliegen umzuschwenken oder sich zumindest Gedanken über solche Konzepte zu machen. Dazu gehörten etwa Gasturbinen mit Generator, hybridisiert mit einer Batterie, aber auch reine Batterie-Flugzeuge und nicht zuletzt die Brennstoffzellen-Hybride wie die «HY4».