Die Restaurants in der südchinesischen Stadt Yulin tischen heute wieder Hundefleisch auf. Einmal im Jahr – zur Sommersonnenwende – veranstaltet die Stadt ein Hundefleisch-Festival. Dazu werden Hunde in kleinen Metallkäfigen über hunderte von Kilometern in die Stadt gekarrt.
Hunde mit Halsband
Chinesische Tierschützer berichten auch von Hunden, die zuvor vergiftet oder lebendig gekocht werden. Unter den getöteten Tieren finden sich auch gestohlene Hunde, die sogar noch ein Halsband tragen.
Das Hundefleischfestival sorgt für internationale Petitionen. Hollywoodstars haben sich öffentlichkeitswirksam gegen den Verzehr von Hundefleisch ausgesprochen. Die internationale Berichterstattung mit den Bildern von blutigen Hunden wirft ein schlechtes Licht auf China, das sich um sein Image sorgt.
Vom Teller auf den Schoss
Das Festival sorgt auch in China selbst für Unmut: Chinesische Tierschützer reisen zum jährlichen Festival, um dagegen zu protestieren und Hunde freizukaufen.
Während sich die Landbevölkerung im südchinesischen Yulin auf Traditionen beruft, kann sich die wachsende städtische Mittelschicht nicht mehr vorstellen, Hunde zu essen. Für sie sind Hunde keine Fleischlieferanten, sondern Familienmitglieder.
In einer kürzlich publizierten Online-Umfrage sagten knapp zwei Drittel der befragten Chinesen, sie seien gegen das Hundefleischfestival. Fast die Hälfte sprach sich gegen den Verzehr von Hundefleisch aus.
Angst vor Tollwut
Der Lokalregierung in Yulin ist der weltweite Protest inzwischen unangenehm, sie hat sich von dem Festival distanziert. Es handle sich nicht um ein offizielles Fest, liess die Lokalregierung verlauten, die Polizei prüfe zudem die hygienischen Bedingungen der Restaurants und Schlachthäuser.
Einige Hundeschlachthäuser wurden bereits geschlossen. Da die wenigsten der geschlachteten Hunde geimpft sind, besteht auch die Gefahr von Tollwut, die in der Region bereits verbreitet ist.
Tagesschau Nacht, 20.6.2016