Was verschiedene Denker hierzulande beobachten, zeigt der Sorgen-Barometer: Die Schweizerinnen und Schweizer haben Angst vor der ungewissen Zukunft. Arbeitslosigkeit, die Zuwanderung und die Sorge um die Sicherung der Altersvorsorge, beschäftigten die Menschen in der Schweiz am meisten.
Abstiegsängste und Kontrolle
Ist die Angst vor dem Ungewissen berechtigt? «Nein», sagt der Philosoph und Herausgeber des Magazins «Schweizer Monat», René Scheu, gegenüber der Sendung «10vor10». «Wir leben in einem unglaublich gut ausgestatteten Sozial- und Vorsorgestaat. Dies sollte uns anspornen, weil man heute nie mehr alles verlieren kann. Trotzdem beobachte ich Abstiegsängste.»
Zukunftsforscher Georges T. Roos sagt in der Sendung: «Wir leben in einer sehr komplexen Welt, können nicht alles kontrollieren. Diese Ungewissheit kann oft in Angst umschlagen. Wir müssen daher lernen, spielerisch mit der Zukunft umzugehen. Wer heute alles kontrollieren will, hat verloren.»
Schicksal selbst in die Hand nehmen
Wer Angst vor der Zukunft hat, kann den Kopf in den Sand stecken und resignieren. Oder, man kann die Zukunft «selbst in die Hand nehmen», sagt Zukunftsforscher Georges T. Roos. In der heutigen Zeit müsse man widerstandsfähig – resilient – sein. Das heisst, man sollte «nach einem Schock schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen» und sich von Niederlagen oder Schicksalsschlägen nicht entmutigen lassen.
Philosoph René Scheu appelliert an die unternehmerische Tätigkeit der Schweizerinnen und Schweizer. Man müsse heute wieder mehr wagen: Gewinnen könne nur, wer wage und manchmal auch scheitere. «Für jeden, der Erfolg hat, mussten zehn andere scheitern. Die Ächtung des Scheiterns halte ich für falsch. Leute, die scheitern, sind Helden.»
Die beiden Denker wünschen den Schweizerinnen und Schweizern fürs neue Jahr daher mehr Mut, auch Mut zu Fehltritten. Die ungewisse Zukunft solle man als Chance betrachten. Denn Ungewissheit bedeute Zukunftsoffenheit und Freiheit, so Philosoph René Scheu: «Zukunftsoffenheit bedeutet, dass die Zukunft nicht vorbestimmt ist, also kein Schicksal ist. Sie liegt in unseren eigenen Händen.»