Das Schicksal von Joseph Blatter als Fifa-Präsident könnte bereits in Kürze besiegelt sein – und auch für Michel Platini steht das Urteil bevor. Das geht aus einer Erklärung des Kommissionsmitglieds Abdoulaye Makhtar Diop hervor, die am Mittwoch in der senegalesischen Hauptstadt Dakar veröffentlicht wurde.
Informationen der «Welt» zufolge fordert die Untersuchungskammer der Ethikkommission, Blatter provisorisch für 90 Tage zu sperren. Blatters Berater Klaus J. Stöhlker bestätigte die Meldung gegenüber der Tagesschau von SRF.
Trotz der angedrohten 90-tägigen Freistellung wolle Blatter am Donnerstag im Büro erscheinen, sagte Klaus J. Stöhlker der DPA. Bei einer ausgesprochenen Sperre müsste Blatter aber sein Büro im Hauptquartier der Fifa umgehend räumen. Zudem würde ein Stadionverbot gegen ihn verhängt.
Die Ethikkammer dürfe satzungsgemäss keine konkret laufenden Verfahren kommentieren, betonte Marc Tenbücken, Sprecher der rechtsprechenden Kammer auf Anfrage. «Die Ethikkommission führt ihre Verfahren immer sorgfältig, unabhängig und ohne Ansehen der Person oder ihrer Funktion durch», erklärte er allgemein.
Chaos bei der Fifa
Fifa-Experte Gudio Tognoni bezeichnet die jüngste Entwicklung in der Affäre als Kommunikationspanne. «Es darf nicht sein, dass ein Strafantrag vor dem eigentlichen Richterspruch an die Öffentlichkeit dringt.»
Noch sei Blatter im Amt und Würde und könne seine Aufgaben ungehindert ausüben. Allerdings rechnet Tognoni mit einem schnellen Entscheid der Richter. Im Falle einer Suspendierung wäre das für Blatter eine persönliche «Tragödie», der Weltfussballverband selbst wäre dann faktisch führungslos.
Gegen Blatter hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren unter anderem wegen des Verdachts der «ungetreuen Geschäftsbesorgung» eingeleitet. Sollte der 79 Jahre alte Schweizer suspendiert werden, dürfte er keine fussballbezogene Aktivität mehr ausüben – sein ebenfalls skandalumwitterter Vize Issa Hayatou aus Kamerun würde satzungsgemäss vorerst das Amt übernehmen.
Fifa-Zahlung wird für Platini zum Problem
Auch Platini droht Ärger. Im Korruptionsskandal um den Fussball-Weltverband war der Franzose von den Schweizer Behörden als Auskunftsperson vernommen worden. Der Chef der Europäischen Fussball-Union muss nun den Fifa-Ethikern erklären, warum er für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde.
2011 unterstützten die Uefa-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam. Platini verteidigte die empfangene Zahlung mehrfach öffentlich. Bei einer Suspendierung wären seine Ambitionen auf das Fifa-Amt hinfällig.
Der frühere senegalesische Sportminister Diop betonte zudem, dass das Ethik-Gremium auch den Fall von Chung Mong Joon prüfen will. Der Südkoreaner strebt wie Platini beim Wahl-Kongress am 26. Februar die Nachfolge des scheidenden Fifa-Präsidenten Blatter an.