Der Cottesloe-Strand vor der westaustralischen Stadt Perth ist das Sprungbrett für einen Grossprotest. Hier, wo es in den letzten Jahren auch zu tödlich verlaufenen Haiangriffen gekommen war, sprangen tausende von Demonstranten ins Wasser, um gegen Pläne des westaustralischen Ministerpräsidenten Colin Barnett zu protestieren.
Der Premier will in Strandnähe Haie mit Ködern anlocken und anschliessend töten lassen. Die Regierung wolle mit dieser Massnahme auf einen vermeintlichen Anstieg der tödlich verlaufenen Haiangriffe in den vergangenen Jahren reagieren.
An Ort und Stelle versenken
Wie Barnett meinte, seien in den letzten 100 Jahren in den Gewässern Westaustraliens 20 Menschen einem Hai zum Opfer gefallen, sieben davon in den letzten drei Jahren. Aus diesem Grund werden professionelle Fischer nun an 72 Orten entlang der Küste mit Ködern versetzte Haken ins Wasser hängen. Auch vor Cottesloe. Verfange sich ein Weisser Hai, ein Tigerhai oder ein Stierhai, der länger als drei Meter sei, würde der Fisch getötet und an Ort und Stelle versenkt, sagte Barnett.
Im Dezember starb vor der Stadt Gracetown südlich von Perth ein junger Mann, nachdem er beim Surfen von einem Weissen Hai angegriffen worden war.
Tausende Unterschriften der Gegner
Die Pläne der Regierung werden von Strandgängern, Badenden und Surfern fast einstimmig verurteilt. 36'000 Unterschriften für eine Petition sammelten Umweltverbände. Die Grünen-Senatorin Rachel Siewert sagte, die Praxis sei «grausam, willkürlich und teuer». So würden nicht nur die drei für den Menschen potenziell gefährlichen Haiarten von den Ködern angelockt, sondern auch andere Fische, Delfine, gewisse Walarten und Meeresschildkröten.
Laut Experten gibt es keinen Beweis dafür, dass das Ködern und die Tötung von Haien die Gefahr für Badende und Surfer reduziert. Einige Fachleute glauben sogar, die getöteten Haie könnten andere Meeresräuber anlocken, was die Gefahr für Menschen im Wasser noch erhöhen würde.
Streit unter Experten
Fachleute sind sich uneinig, weshalb die «Killer der Meere» gelegentlich Badende und Surfer attackieren. Eine Theorie ist, dass die Haie ihre Opfer mit ihrer Lieblingsnahrung verwechseln – Robben, Seelöwen, Schildkröten.
Trotz der Bedeutung der Weissen Haie an der Spitze der Nahrungskette weiss die Wissenschaft relativ wenig über das Verhalten der Tiere. Die Fische gelten aber als gefährdete Tierart, weshalb sie schon vor einiger Zeit unter Schutz gestellt wurden. Diese Gesetze will Colin Barnett «zum Schutz der Bevölkerung» ausser Kraft setzen.