Es ist ein Tag im Spätsommer 2012 und John Ashdown-Hill steht auf einem Autoparkplatz mitten in Leicester. Zu seinen Füssen, in einem freigelegten Grab, liegt ein Skelett. Noch bevor ein DNA-Test Gewissheit bringt, ist sich Ashdown-Hill sicher, dass er und seine Mitstreiter den gesuchten König gefunden haben.
Denn das Rückgrat ist durch eine Krankheit deformiert, der Leichnam hat massive Verletzungen am Schädel. Es ist der letzte englische König, der in einer Schlacht ums Leben kam. Er starb bei Bosworth 1485. Es war die entscheidende Schlacht der sogenannten Rosenkriege.
Richard III. im Zentrum seiner Forschung
Seit vielen Jahren schreibt Ashdown-Hill Bücher über Richard III. Nun steht er ihm gegenüber, quasi von Angesicht zu Angesicht. Es war für den Historiker ein emotionaler Moment. Der Richard-Experte Ashdown-Hill versucht schon lange, das historische Image von König Richard zu beeinflussen. Nun holt er ihn ans Tageslicht.
König Richard braucht eine Krone, denkt sich Ashdown-Hill, als er die Knochen in einer Kiste wegträgt. Er entscheidet sich, eine anfertigen zu lassen. Es ist diejenige, die nun bei der Beisetzung in Leicester verwendet wird.
Dass Richard III gefunden wurde, ist eine Sensation. Seit 2004 behauptete Ashdown-Hill, Richard könnte unter dem Parkplatz liegen. Dort stand einst die Kirche, in der Richard von seinen Feinden hastig begraben worden war. Von der Fachwelt hat der Forscher für diese Theorie viel Skepsis geerntet, denn in Leicester glaubte man, Richards Leiche sei in einen Fluss geworfen worden.
Schlechtes Image in der Geschichte
König Richard hat ein miserables Image. Er gilt als Thronräuber. Er sei ein König, der womöglich zwei Prinzen, seine Neffen, ermorden liess. Shakespeare hat ihn, vielleicht zu Unrecht, zu einer bösen Gestalt der Geschichte gemacht. Ashdown-Hill hatte all die Jahre gehofft, die Wiederentdeckung und würdevolle Bestattung von Richard werde zu einer Neubewertung Königs führen.
Doch nun ist er skeptisch, ob dies gelingt. Denn Richard sei von der Propaganda seiner Feinde zu Unrecht zum Bösewicht gemacht worden. Es sei schwierig, dagegen anzukämpfen. Richard bleibe wohl auch nach der feierlichen Beisetzung in Leicester der Thronräuber und Prinzenmörder, sagt der Historiker.