Papst Franziskus hat die albanische Ordensfrau und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa heiliggesprochen. Der Pontifex verlas vor den Pilgern auf dem Petersplatz in einer feierlichen Zeremonie die entsprechende Formel und lobte den Einsatz der Ordensschwester.
Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten.
«Sie beugte sich über die Erschöpften, die man am Strassenrand sterben liess, weil sie die Würde erkannte, die Gott ihnen verliehen hatte. Sie erhob ihre Stimme vor den Mächtigen der Welt, damit sie angesichts der Verbrechen der Armut, die sie selbst geschaffen hatten, ihre Schuld erkennen sollten», würdigte Franziskus Mutter Teresa.
Barmherzigkeit und Nächstenliebe
Barmherzigkeit sei für sie das «Salz» gewesen, das jedem ihrer Werke Geschmack verliehen habe, und das «Licht», das die Dunkelheit derer erhellte, die nicht einmal mehr Tränen hatten, um über ihre Armut und ihr Leiden zu weinen. Mutter Teresa habe gern gesagt: «Vielleicht spreche ich nicht ihre Sprache, aber ich kann lächeln.» Dieses Lächeln sollten wir in unserem Herzen tragen, betonte der Papst.
Zehntausende Katholiken feiern
Mit der Heiligsprechung kann die als «Engel der Armen» berühmt gewordene Friedensnobelpreisträgerin knapp 20 Jahre nach ihrem Tod in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden.
Mindestens 15 offizielle Delegationen nahmen laut einem Vatikan-Sprecher an dem Grossereignis auf dem Petersplatz teil, darunter 13 Staats- und Regierungschefs. Zudem fanden sich rund 100'000 Zuschauer auf dem Petersplatz ein.
Höhepunkt für Papst Franziskus
Besondere Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan gibt es keine. «Unsere Aufmerksamkeit ist schon seit einer Weile hoch», sagte der Vatikan-Sprecher.
Die Heiligsprechung der Friedensnobelpreisträgerin gilt als eines der grössten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus und gleichzeitig als ein Höhepunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das noch bis Jahresende läuft.
Die Heiligsprechung von Mutter Teresa ist eine der schnellsten in der Geschichte der katholischen Kirche. Bereits 2003 – sechs Jahre nach ihrem Tod – war die Nonne seliggesprochen worden.
Eine nicht ganz unumstrittene Ikone
Die albanische Ordensfrau, die auch die indische Staatsbürgerschaft besass, kümmerte sich in Kolkata (Kalkutta) zu Lebzeiten mit ihrem Orden «Missionarinnen der Nächstenliebe» um Arme und Bedürftige. Ihr Engagement machte sie weltberühmt, vielen galt sie schon zu Lebzeiten als Heilige.
Dennoch ist Mutter Teresa nicht unumstritten, ihre Zweifel an Gott, die nach ihrem Tod bekannt wurden, wie auch die Zustände in ihren Heimen wurden oft kritisiert. Andere werfen Mutter Teresa vor, nur die Symptome der Armut behandelt zu haben.