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Würste auf einem Grillrost.
Legende: Was von der WHO als Sensibilisierung gedacht war, führte zu geharnischten Reaktionen. Jetzt erklärt sie sich. Keystone

Panorama Nach #Wurstgate: WHO krebst zurück

Grillmeister und Fleischliebhaber aufgepasst: Wer daran dachte, seine Vorräte in den Hundenapf zu verfrachten, darf aufatmen. Die Weltgesundheitsorganisation relativiert ihre Warnung.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht sich nach den heftigen Reaktionen auf ihre Warnung vor rotem und verarbeitetem Fleisch zu einer Erklärung veranlasst: In einer Mitteilung präzisiert sie, dass sie keinen völligen Verzicht auf Wurst und Fleisch verlangt. Anfang der Woche hatte sie verarbeitetes Fleisch als krebserregend eingestuft und vom Konsum abgeraten.

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Die Behörde im Dienste der Weltgesundheit erntete für ihren Aufruf unterschiedliche Reaktionen. Unter allgemeine Besorgnis mischte sich die Empörung der Fleischbranche; in den sozialen Medien sorgte #Wurstgate jedoch eher für Belustigung.

WHO plädiert für Reduktion des Konsums

Die jüngste Bewertung verlange von den Menschen nicht, Lebensmittel wie Würste, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch gar nicht mehr zu essen, teilte die WHO mit. Die Agentur mache aber darauf aufmerksam, dass ein geringerer Verzehr das Krebsrisiko vermindern könne.

Die Schweizer Fleischwirtschaft sieht sich in ihrer Kritik an der WHO bestätigt. So hat der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) nach eigenen Angaben die Zahlen der WHO hochgerechnet. Demnach hänge pro Jahr weltweit bei einem von 3000 Toten die Todesursache möglicherweise mit verarbeiteten Würsten zusammen, sagte dessen stellvertretender Direktor, Elias Welti.

«Bei einem Lebensmittel darf man nicht nur die negativen Aspekte betrachten, sondern auch die positiven», sagte Welti vom SFF. «Fleisch soll mit Mass genossen werden wie jedes andere Lebensmittel auch.»

Gefährliches rotes Fleisch?

Die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO hatte am Montag mitgeteilt, der regelmässige Konsum erhöhe das Risiko für Darmkrebs. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also auch von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege.

Eine Arbeitsgruppe aus 22 Experten hatte mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Die WHO kam zum Schluss, dass das Darmkrebs-Risiko je 50 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt.

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