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Panorama Neue Bosporus-Brücke – ein Meisterwerk mit Schweizer Beteiligung

Mit einer pompösen Feier im Beisein von Präsident Recep Tayyip Erdogan ist in Istanbul die dritte Bosporus-Brücke eröffnet worden. Die Botschaft des Mega-Infrastrukturprojektes ist klar: Die Türkei lässt sich nicht unterkriegen.

Die dritte Bosporus-Brücke zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Istanbuls ist feierlich eröffnet worden. Die von einer Schweizer Firma entworfene Hängebrücke ist 1,4 Kilometer lang und überspannt die Meerenge an der Einmündung in das Schwarze Meer.

Die Brücke wurde in einer Bauzeit von weniger als vier Jahren fertiggestellt. Mit einer achtspurigen Autobahn und zwei Eisenbahngleisen verbindet sie den europäischen und den asiatischen Teil von Istanbul.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nahm an der Eröffnungsfeier teil. Die von türkischen Fernsehkanälen live übertragene Feier fand vor Tausenden Anhängern der islamisch-konservativen Regierungspartei APK statt, die rote türkische Fahnen mit Stern und Halbmond schwenkten.

Benannt ist die Brücke nach Sultan Selim I., «dem Gestrengen», der Anfang des 16. Jahrhunderts regierte und den Herrschaftsbereich des Osmanischen Reiches bis zur arabischen Halbinsel ausweitete.

Dritte Brücke über den Bosporus eröffnet

Von Schweizer Firma gestaltet

Das Genfer Ingenieurbüro T ingénierie hat das gewaltige Bauwerk entworfen und geplant, das mehrere Weltrekorde aufstellt. Mit einer Spannweite von 1408 Metern ist sie die längste Hängebrücke der Welt, über die neben Autos auch Eisenbahnen fahren.

Die Brückenpfeiler sind mit 322 Metern über Grund und 329 Metern über Wasser die höchsten der Welt. Zum Vergleich: Der Eiffelturm ragt 324 Meter in den Himmel. Die Breite des Fahrbahndecks stellt mit 58,50 Metern ebenfalls einen Weltrekord auf. Die Baukosten betrugen 800 Millionen Dollar für die Brücke und einschliesslich der Autobahn insgesamt 2,5 Milliarden Dollar.

«Es war eine aussergewöhnliche Erfahrung, es ist selten, ein solches Projekt von Anfang bis Ende ausführen zu können», sagte der Projektdirektor von T ingénierie, Jean-François Klein.

Spezielle Konstruktion

Grund für die aussergewöhnliche Höhe der Pylonen und die Breite der Brücke waren die Ausschreibungsbedingungen der türkischen Regierung. Sie die verlangte, dass die neue Hängebrücke die Architektur der beiden bestehenden Hängebrücken über den Bosporus berücksichtigen müsse, die lediglich für den Strassenverkehr gebaut wurden.

Um die Architektur der bestehenden Brücken zu berücksichtigen, mussten die zwei Schienenstränge in die Mitte der acht Autospuren gelegt werden. Traditionelle gemischte Strassen- und Eisenbahnbrücken haben zwei Fahrdecks übereinander. Dadurch sind solche Brücken stabiler.

Weil die neue Bosporus-Brücke jedoch nur aus einer einzigen Fahrbahn besteht, mussten die Genfer zu einer speziellen Konstruktion greifen.

Gebaut wurde eine Mischung aus einer klassischen Hängebrücke und einer Schrägseilbrücke, bei der die Fahrbahn an schräge von den Pylonen gespannten Seilen aufgehängt ist. Damit wollte man verhindern, dass die Brücke wegen des gewaltigen Gewichts eines einfahrenden Zuges zu stark nachgibt.

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