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Tiefe Hosen, Goldkette, schiefer Zahn: Der burmesische Rapper J-Me
Legende: J-Me: «Ich bin kein politischer Rapper; ich bin ein Party-Rapper mit einem sozialen Gewissen» SRF

Panorama Neues Feindbild: Burmas Rapper J-Me singt gegen Drogen

Tempel, Militärdiktaturen, demokratische Öffnung und Aung San Suu Kyi: Das ist Burma. Das südostasiatische Land steht aber auch für eine vibrierende, laute Musikszene mit Punk und Hip-Hop. Doch die burmesischen Protestmusiker müssen sich nach der demokratischen Öffnung des Landes neu finden.

J-Me, 30 jährig, doch frisch wie ein Fisch, ich rocke den Äther von Burma bis in die Schweiz, Gangster-Hip-Hopper eben!

Er klingt, als käme er direkt aus einem Club von Brooklyn. Und so sieht er auch aus: tiefsitzende Hosen, Goldkette, ein schiefer Zahn. Doch J-Me ist Burmese, einer der berühmtesten Hip-Hopper des Landes, Inspiration für eine ganze Generation.

Seine Vorbilder sind Eminem und Jay-Z, seit er ihre Kassetten Ende der 1990er Jahre auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte. Dann begann er selbst zu rappen. Burma war damals noch in den Händen der Generäle, abgeschlossen und zensuriert. Doch die hatten kein Interesse an Hip-Hoppern.

Das Militär ignorierte uns meist. Wir mussten zwar alle Song-Texte den Zensoren vorlegen, aber bei unseren Auftritten rappten wir, was uns passte.

J-Me war live dabei, als 1988 die Studenten gegen die Militärdiktatur auf die Strasse gingen und die Demonstrationen blutig nieder geschlagen wurden. Und er sass vor dem Fernseher, als die Mönche 2007 auch aufstanden – und bestraft wurden. Er habe viele Dinge gesehen im Leben, die er besser nie gesehen hätte, sagt er. Das habe Narben hinterlassen. Doch traumatisiert sei er deswegen nicht.

Ich bin kein politischer Rapper, ich bin ein Party-Rapper mit einem sozialen Gewissen.

J-Me singt über sein Leben, über Frauen. Und er singt über Drogen. Denn Burma ist nach Afghanistan der weltweit grösste Produzent von Opium, das zu Heroin verarbeitet wird. Laut Schätzungen sind etwa 90'000 Burmesen drogenabhängig, ein riesiges, ungelöstes Problem. Seit einigen Jahren konsumieren Burmesen auch immer mehr synthesische Drogen wie Amphetamine oder Ecstasy.

Auch J-Me. Heute sei er clean, sagt er. Im neuen, demokratischeren Burma seien die Drogen das grösste Problem. Darum rappe er. Um die Jugend zu sensibilisieren. Das scheint J-Me wichtiger, als über die politischen Veränderungen in Burma zu sinnieren.

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