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Panorama Plattfüsse und Seuche am Hals: Pharao lüftet seine Geheimnisse

Tutanchamun gilt als der berühmteste aller Pharaonen. In Genf wird ihm aktuell eine spektakuläre Ausstellung gewidmet. Am Rande dieser traf sich SRF mit einem ägyptischen Archäologen und erfuhr überraschendes über den Kindkönig Tutanchamun.

Seit September macht auf der Palexpo in Genf die Ausstellung «Tutanchamun – sein Grab und seine Schätze» Station. Dabei sind Gegenstände ausgestellt, die schon seit Jahre nicht mehr der Öffentlichkeit präsentiert wurden – darunter die Reproduktion aus Gold der prächtigen Totenmaske von Tutanchamun.

Diese Woche machte Zahi Hawass der Ausstellung seine Aufwartung. Der ägyptische Ex-Minister für Altertumsgüter gilt als schillernde wie auch umstrittene Figur seiner Zunft. SRF gab er Auskunft über neueste Forschungsergebnisse und den Umgang der Muslimbrüder mit den antiken Gegenständen und Denkmälern während ihrer Herrschaft.

Herr Hawass, was sind die neuesten Erkenntnisse zu Tutanchamun?

Was seinen Tod betrifft, so haben wir dank neuer Forschungsmethoden herausgefunden: Tutanchamun war als kleines Kind quasi behindert. Er hatte Durchblutungsstörungen an den Fingern, einen Plattfuss und er litt an Malaria. Zudem nehmen wir an, dass er möglicherweise später durch einen Unfall ums Leben kam, als er bei hohem Tempo von seinem eigenen Streitwagen stürzte und von diesem erschlagen wurde.

Man hört immer wieder vom Fluch des Pharao. Ist da etwas dran?

Der Fluch kam auf, als Lord Carnavon drei Monate nach der Entdeckung des Pharaonengrabes starb. Und ganz ehrlich: Als ich das erste Mal die Mumie von Tutanchamun an einem Computertomographen untersuchte, blieb die Maschine stehen. Da habe ich das erste Mal gedacht, dass an dem Fluch vielleicht doch etwas dran sein könnte.

Wie erging es antiken Gegenständen und Bauwerken während der Revolution?

Ich war in dieser Zeit zwar der zuständige Minister, aber ich konnte nichts tun, um Gegenstände und Gebäude zu schützen. Die Leute nahmen sich Baumaterial von Ausgrabungsstätten, stellten Häuser auf die Fundamente alter Denkmäler und nutzten Grabungsflächen für landwirtschaftliche Zwecke.

Das war die Übergangszeit. Wurde es mit den Muslimbrüdern dann besser?

Nachdem die Muslimbrüder die Macht übernommen hatten, kam es noch schlimmer. Sie zerstörten zum Beispiel ein Museum in Malawi in Mittelägypten komplett und verbrannten mehr als 1000 Objekte – darunter eine Statue der Schwester von Tutanchamun.

Die Muslimbrüder sind nicht mehr an der Macht. Wird jetzt alles besser?

Die Strassen sind jetzt wieder sicher. Die Auseinandersetzungen finden lediglich an oder zwei Plätzen im Land statt und das vor allem an Freitagen. Deshalb bin ich der Meinung, dass das normale Leben wieder zurückkehren sollte. Das gilt auch für Touristen. Sie sollten kommen, um den Zauber und die Geheimnisse Ägyptens zu erleben.

Die Ausstellung «Tutanchamun – sein Grab und seine Schätze» ist bis zum 12. Januar geöffnet.

Das Interview führte Alexandra Gubser

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