Was tun, wenn die Geburtenrate chronisch tief ist? Die italienische Gesundheits-ministerin Beatrice Lorenzin will mit einer Kampagne Gegensteuer geben und hat den heutigen Tag zum zum nationalen «Fruchtbarkeitstag» ausgerufen. Doch statt Gebärfreude löste die Ministerin mit ihrer Kampagne einen Sturm der Entrüstung aus.
Slogans wie «Die Schönheit hat kein Alter, die Fruchtbarkeit schon» oder «Raff dich auf und warte nicht auf den Storch» empfinden viele Frauen als sexistisch. Auch die Autorin einer feministischen Zeitschrift.
Gibt es die Frau nur als Mutter?
Tiziana Bartolini, Chefredaktorin der Frauenzeitschrift Noi Donne: «Man spricht schon wieder von der Frau als Mutter. Es ist die einzige Rolle, die man Frauen zuschreibt. Doch Italiens Frauen haben gezeigt, dass sie viel mehr können und auch leisten wollen im Leben.»
Die Kampagne erinnere gar an die Glorifizierung der Mutterschaft unter den Faschisten monieren andere Kritiker. Und sie nehme keine Rücksicht auf die aktuelle Situation der Italienerinnen.
Eine wirtschaftliche Anmassung
Eine italienische Bürgerin quittiert die Kampagne, nach ihrer persönlichen Meinung befragt, mit einem Kopfschütteln. «Unsere historische und ökonomische Situation ist nicht geeignet, um Kinder nach den Vorstellungen der Regierung zu kriegen.»
Italiens Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hat die umstrittene Broschüre nun zurückgezogen. Am Fruchtbarkeitstag von heute hält sie aber fest.