Noch unter Papst Benedikt XVI. gab der Vatikan die Seligsprechung von Nicolo Rusca bekannt. Rusca wurde 1563 bei Lugano geboren, und war als Priester von 1590 bis 1618 im Veltlin tätig. Er bezeichnete sich selbst als «Ketzerhammer».
600 Morde nach seinem Tod
Sein Kampf galt den Protestanten und deren «Häresie». So verhinderte er unter anderem, dass eine ökumenische Schule ihren eigentlichen Zweck der Zusammenarbeit erfüllte. Dank ihm besuchte nie ein einziger Katholik die Bildungsstätte.
Das mehrheitlich protestantische Graubünden sah Rusca mit den Jahren immer kritischer. Ihm wurde 1608 der Mord an einem protestantischen Priester unterstellt – Rusca floh ins Exil nach Como, bis ein Bündner Gericht ihn für unschuldig erklärte. Zehn Jahre später verschleppten laut katholischer Geschichtsschreibung 60 Bewaffnete den Priester nach Chur. In Thusis wurde ihm der Schnellprozess gemacht. Rusca wurde gefoltert. Im September 1618 erlag er seinen Verletzungen, die ihm zugefügt worden waren.
Nach seinem Märtyrertod wurde Rusca von den Katholiken sofort wie ein Heiliger angesehen. Seine sterblichen Überreste wurden mehrfach umgebettet und fanden schliesslich in Sondrio ihre Ruhe. Für die katholische Kirche ist sein Foltertod wesentliche Ursache dafür, dass zwei Jahre später beim Veltliner Mord 1620 rund 600 Protestanten umgebracht wurden. Ruscas erster Biograf bezeichnete denn auch den Priester als liberal, «scharfe Ausdrücke gegen die Ketzer (Protestanten) missbilligend». Er habe nur die Gläubigen zum Katholizismus zurückführen wollen – «ein friedlicher, katholischer Reformator».