Heute um 21 Uhr soll in Rotterdam das Europa-League-Rückspiel Feyenoord gegen den AS-Roma angepfiiffen werden. Dann halten wohl viele Menschen in der Hafenstadt den Atem an – aus Angst, die Roma-Fans könnten sich für die massiven Sachbeschädigungen durch Feyenoord-Anhänger in Rom revanchieren.
Immer mehr Niederländer schämen sich für das unsportliche Verhalten der eigenen Fussballhooligans, wie SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger aus Rotterdam berichtet. Die Angst vor Vergeltungsaktionen sei aber in der Hafenstadt zurzeit zweifellos grösser: So wurde angeordnete, dass die rund 2400 italienischen Fans direkt vom Flughafen Schipol in Spezialzügen ins Zentrum geführt werden müssen.
Von dort geht es in Bussen zur Ausgehmeile am alten Hafen. Am Abend werden die Fans dann von einem von Rom unterstützten Polizei-Grossaufgebot ins Feyenoord-Stadion dirigiert.
Falls es zu Krawallen kommt, könnte die Polizei die Fans ohne Pardon aus der Stadt entfernen. Ein entsprechender «Notbefehl» im Falle einer Eskalation besteht. Die Polizei selbst gab aber auf ihrer Website der Hoffnung Ausdruck, dass es ein sportlicher Anlass werde.
Grosse Angst vor Schäden im Hafengebiet
«Die Kneipen im Ausgehviertel am Hafen und die dortigen Wohnboot-Besitzer haben eine Riesenangst, dass die Römer Fans alles kurz und klein schlagen», berichett Gugger. Das Terrassenmobiliar soll deshalb entfernt werden. Die Bootsbesitzer ziehen ihre Zugbrücken hoch.
Die Stimmung wurde in den letzten Tage zusätzlich angeheizt durch Meldungen aus Rom, der harte Kern der AS-Roma-Fans werde anrücken und Vergeltung üben.
Kollektive Reue und Sammelaktionen
Neben den offiziellen Entschuldigungen der Niederländer Behörden in Rom war laut Gugger im Laufe der vergangenen Tage so etwas wie eine kollektive Reue zu beobachten. Etwas halbherzig sei allerdings der Brief der Feyenoord-Club-Leitung ausgefallen, wonach die Randalierer allesamt keine echten Feyenoord-Fans gewesen seien. Es handle sich vielmehr um Hooligans, die in den Niederlanden längst mit einem Stadionverbot belegt seien.
«Wir sind Römer»
Unterdessen gebe es in den Niederlanden aber auch viele Sammelaktionen vor allem von Schulen und Gymnasien, um die Schäden in Rom zu bezahlen. Eine in der Toskana lebende Niederländerin startete ebenfalls einen Aktion «Scusa Roma» (Verzeihe, Rom) und sammelte Geld. Das archäologische Museum von Rotterdam veranstaltet am Donnerstagabend einen Benefiz-Abend mit Diskussionen und Musik unter dem Motto «Wir sind Römer».
Ob letztlich auch der niederländische Staat für den angerichteten Schaden aufkommen soll, ist aber noch unklar. Premier Mark Rutte selbst hat sich bei seinem Amtskollegen Matteo Renzi in Rom für die Vandalenakte entschuldigt.