SRF: Ist das Fälschen von Banknoten Kunst oder ist das Handwerk?
Hans-Jürgen Kuhl: Das kommt drauf an. Bei mir sagt man, es war Kunst. Aber für die meisten ist es Handwerk. Die wollen eigentlich das schnelle Geld damit machen. Dann wird sehr simpel gedruckt und gehofft, dass die Leute sich die Noten nicht so genau ansehen. Meine Idee war aber, mit einer gewissen Technik, die Noten so zu machen, dass auch der B a nker sagt: ‹Die ist echt›.
Ihre gefälschten Dollarnoten haben Experten beim Bundeskriminalamt als erschreckend perfekt eingestuft. Wie haben Sie das gemacht?
Der Haupttrick war, dass ich mit Offset gedruckt habe. Das ist ein ganz feiner Druck, den man aber nicht fühlen kann. Der Dollar ist aber ein Stahlstich, der sehr erhaben ist und den man auf grösseren Noten fühlen kann. Ich habe dann auf diesen feinen Offset-Druck einen Siebdruck draufgedruckt – was man nicht sehen konnte.
Der Siebdruck ist nicht so fein, aber es gibt einen speziellen Lack – einen UV-Lack. Den habe ich zusammengemischt. Dieser Lack bleibt auch stehen und sackt nicht so weg. Und so entstand genau die Konsistenz, die eine Original-Dollarnote hat, nicht zu glänzend und nicht zu matt. Und man kann den Druck fühlen, das ist das allerwichtigste dabei.
Aber wenn man das mal in der Technik so perfekt hinbekommen hat, kommt eine nächste Schwierigkeit: Wie bringt man diese Blüten unter die Leute?
Bei mir war das ja anders. Das Bundeskriminalamt BKA war mein Auftraggeber, was eigentlich verboten ist. Sie haben sich als Geschäftsleute ausgewiesen und sagten, sie brauchten die Scheine zum Vorzeigen und dann werden sie verbrannt.
Die Hemmschwelle war sehr runter gesetzt, dass ich es auch machte. Dann hab ich den BKA-Leuten erst mal diese fünf Millionen gegeben, die Hälfte von dem, was sie verlangt hatten. Und dann bin ich verhaftet worden.
Obwohl Sie also ein wahrer Künstler im Fälschen sind, hat sich das überhaupt nicht gelohnt für Sie?
Nein, überhaupt nicht. Und das hat mich im Prinzip meine ganze Existenz, also alles, gekostet. Das war ja auch sehr teuer. Ich hatte keine Druckerei und musste mir die ganzen Maschinen noch kaufen. Damals war das alles noch ein bisschen teurer als heute, ich schätze, das hat mich etwa 300‘000 gekostet.
Wieso sind es eigentlich fast immer Dollarnoten. Bei Ihnen waren es Dollarnoten, im aktuellen Fall sind es auch Dollarnoten. Sind diese besonders einfach zu fälschen?
Ich sehe das nicht so. Aber der einfache Dollarfälscher sieht das so: Die Vorderseite ist nur schwarz und die Rückseite nur grün. Und dann kommt vorne noch ein grüner Stempel drauf. Das sieht für den Laien sehr einfach aus. Meistens machen sie auch kein Wasserzeichen oder Mikroschrift rein. Aber wenn man es gut macht, dann ist der Dollar fast schwieriger zu fälschen als der Euro.
Wie sieht es denn eigentlich mit dem Schweizer Geld aus? Die Schweizerische Nationalbank listet 13 Merkmale auf, die die Schweizer Banknoten schützen sollen, zum Beispiel schillernde Farben, Wasserzeichen, Kupferdruck, ultraviolette Ziffern, usw. Sind die Schweizer Noten sicher?
Nein, die sind nur bisschen aufwendiger – aus meiner Sicht. Ich hab mir diesen Schein sehr oft angeschaut, weil ich finde, es ist der schönste Schein weltweit. Ich finde den super: vom Design her, modern und trotzdem sind alle Merkmale vorhanden. Aber für mich ist alles, was sie da drucktechnisch versuchen, nur ein bisschen mehr Zeitaufwand. Aber zum Machen, kein Problem.
Das Gespräch führte Simone Fatzer.