Kiffen macht dümmer - zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler letzten Sommer nach Auswertung einer Langzeitstudie. Bis zu sechs IQ-Punkte koste es Jugendliche, wenn sie bereits in jungen Jahren viel kifften, schrieben die Foscher nach Auswertung einer letzten Sommer veröffentlichten Studie. Das ist zwar nicht viel, trotzdem schlossen sie daraus: Cannabis ist Gift fürs Gehirn.
Armut und zu wenig Bildung
Der norwegische Forscher Ole Rogenberg widerspricht den Wissenschaftlern. Er sagt: Die Studie erlaube es nicht, Cannabis-Konsum als direkte Ursache für einen tieferen IQ anzugeben. Vielleicht sei ein niedriger sozioökonomischer Status schuld an einem tieferen IQ. Sprich: Armut und zu wenig Bildung.
Je trainierter, desto stärker
Den IQ könne man sich wie einen Muskel vorstellen: Je trainierter, desto stärker. Der IQ von Jugendlichen steige entsprechend mit guter Schulbildung und einem herausfordernden Beruf, während arme und bildungsferne Jugendliche ihr Intelligenzpotential oft nicht ausschöpfen könnten.
Umfeld fordert zu wenig heraus
Rogenberg sagt: Jugendliche mit sozioökonimischen tiefem Status sind unter den Kiffern überproportional vertreten. Deren IQ ist also möglicherweise nicht deshalb tief, weil sie Cannabis konsumieren. Nicht die Inhaltsstoffe eines Joints wären dann das Problem, sondern - im Durchschnitt jedenfalls - ein zu wenig herausforderndes Milieu.
Der Suchtforscher Michael Schaub vom Institut für Sucht- und Gesundheitsförderung Zürich findet diese Sichtweise plausibel. «Diese Leute sind 25 oder 30», sagt er «und das, was sie gemäss der Gesellschaft tun müssten, zum Beispiel eine Lehre abschliessen oder das Autofahrbillett erwerben, das haben sie verpasst».
Die Forscher der ursprünglichen Studie widersprechen Rogenberg und Schaub. In einem Communiqué halten sie fest, ihre Daten erlaubten durchaus den Schluss, dass Cannabis Gift fürs Gehirn sei.
Das letzte Wort in diesem Streit scheint noch nicht gesprochen. Die Schlagzeile «Kiffen macht definitiv dumm» war aber definitiv voreilig.
(lin)