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Panorama Sommerphänomen: Wenn Lenker zu Hitzköpfen werden

Sommer kann so schön sein: Baden, Grillieren, ein Glacé schlecken. Blöd nur, wenn man sich durch den sommerlichen Verkehr schlagen muss. Einige scheinen das wörtlich zu nehmen. Die Aggressivität steigt gefühlsmässig proportional mit den Temperaturen. Ob es aber wirklich nur an der Hitze liegt?

Autos im Stau am Gotthard
Legende: Bei Hitze im Stau stehen: Für Autofahrer ist das eine echte Stresssituation. Keystone

Autofahrer kennen die Stresssituationen: im Stau stehen und nicht voran kommen oder der rechtmässigen Vorfahrt beraubt werden. Das Aggressionspotenzial ist mannigfaltig. Im Sommer kommt noch die Hitze dazu und die kann zu psychologischem Stress führen, wie Uwe Ewert, Verkehrspsychologe von der Beratungsstelle für Unfallverhütung, bei SRF News erklärt. Schlussendlich erhöhe dieser die Tendenz für aggressive Handlungen, ergänzt er.

Es ist nicht nur die Hitze

Angesichts der aktuellen Hitzewelle wird das Verhalten im Strassenverkehr vermutlich nicht besser. «Die heissen Sommertage schlagen sich erkennbar im Verhalten der Kraftfahrer nieder», konstatiert wenig überraschend auch Verkehrspsychologin Marion Seidenberger vom Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclub (ÖAMTC). Dabei gehe es um Streitereien auf offener Strasse, entnervtes Hupen oder waghalsiges Überholen, wie es in der Medienmitteiilung des ÖAMTC heisst.

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«Im Strassenverkehr zeigt sich ausserdem besonders deutlich, dass Menschen durch die Anonymität und die Kürze der Begegnungen ihre Aggressionen leichter ausleben», sagt Seidenberger.

Mehr Trinken

Während die Aggression bei heissen Temperaturen steigt, sinkt die Konzentration – und das ist gefährlich. Eine Studie des Allgemeinen Deutsche Automobil-Clubs (ADAC) hat 12'000 Unfälle seit 2005 untersucht. Demnach liegt der Anteil konzentrationsrelevanter Unfälle an Tagen mit Temperaturen von unter 15 Grad bei konstant 47 Prozent. An sehr warmen Tagen sind es 63 Prozent.

Dass die Konzentration an heissen Tagen leidet, werde ausserdem durch eine mangelnde Flüssigkeitszufuhr verstärkt, sagt ÖAMTC- Mediziner Heimo Vedernjak. «Trinkt man zu wenig, wird das Blut eingedickt und damit die Sauerstoffversorgung der Zellen verschlechtert, was eine Abnahme der Konzentrationsfähigkeit mit sich bringt», erklärt der Mediziner.

Für weniger Aggressivität im Strassenverkehr können also in erster Linie die Autofahrer selbst sorgen. Der Expertenrat von Uwe Ewert für die hiesigen Lenker lautet deshalb kurz und knapp: «Klimaanlage einschalten, genügend Zeit einplanen, nicht gestresst ins Auto steigen, Wasser mitnehmen.»

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