«In der Industrie und im Handel gibt es die Siesta heute nicht mehr, auch in grossen Städten wird nach normalen Rhythmen gearbeitet», sagt Reinhard Spiegelhauer. Er ist Korrespondent der ARD und lebt in Madrid.
In Spanien sei es aber einerseits wirklich so, dass viele erst um acht oder um neun Uhr abends nach Hause gingen. Das hänge sowohl mit den Arbeitszeiten als auch mit den Lebensgewohnheiten zusammen: «Nach der Arbeit geht man gerne mit den Kollegen noch ein Bier trinken, und erst dann nach Hause.»
Andererseits hält Spiegelhauer auch fest, dass die Siesta in vielen Regionen stark traditionell verankert ist. Und dass es in den Sommermonaten in Spanien so heiss sei, dass eine Pause am Nachmittag durchaus sinnvoll sei.
Doch die vorgeschlagene Lösung, die Uhr eine Stunde zurückzustellen, bringe in diesem Zusammenhang nichts: «Alle Leute, die ich gefragt habe, haben gesagt, dass es ihnen eigentlich egal ist.»
Eingriffe ins Fernsehprogramm?
Wollte man den Lebensrhythmus der spanischen Bevölkerung beeinflussen, bräuchte dies ganz grundlegende Veränderungen, sagt der ARD-Korrespondent: «Zum Beispiel beginnen die Hauptprogramme im Fernsehen erst um 22 Uhr oder gar erst um 23 Uhr.»
Über den Vorschlag der Expertengruppe wird das spanische Parlament entscheiden müssen. «Ich glaube, man wird das ernsthaft diskutieren», sagt Spiegelhauer. Das Argument mit dem Biorhythmus könnte dabei nur der Türöffner sein, um die Arbeitszeiten tatsächlich zu verändern.