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Panorama Südosteuropa kämpft mit dem Regen

Dauerregen, Überschwemmungen, Murgänge, mehrere Tote: In Serbien wurde der Notstand ausgerufen, in der Slowakei fiel vielerorts der Strom aus, in Bosnien-Herzegowina sind immer noch Ortschaften von der Aussenwelt abgeschnitten. Nun zieht das Unwetter über Österreich Richtung Deutschland.

Wetterkarte SRF Meteo

Das Sturmtief Yvette hat Südosteuropa im nassen Griff. Seit Dienstag regnet es zum Teil ununterbrochen. Regenmengen von bis zu 150 Litern pro Quadratmeter wurden gemessen. Umgestürzte Bäume, von den Häusern gefegte Dächer, unterbrochene Stromleitungen, über die Ufer getretene Flüsse, überflutete Häuser. Die Zerstörung ist riesig. Betroffen sind mehrere Länder. Das orkanartige Unwetter zieht seine destruktive Spur vom Balkan über die Slowakei und Österreich weiter nach Deutschland. Bis Samstag ist keine Wetterbesserung in Sicht.

Serbien

In Serbien brachten die Rettungsmannschaften Tausende bedrohte Menschen in Sicherheit. Besonders kritisch war die Lage in Obrenovac und Svilajnac westlich und südöstlich der Hauptstadt Belgrad, wo die Bewohner auf den Dächern ihrer Häuser ausharrten. Am Donnerstag war der Notstand ausgerufen worden. Fünf Menschen starben, rund 6000 wurden in Sicherheit gebracht. Tausende müssen ohne Stromversorgung auskommen. Selbst grosse Transitstrecken wie die entlang des Ibar-Flusses von Belgrad nach Süden sind unterbrochen. In zwei Tagen seien mehr Niederschläge gefallen als üblicherweise in drei Monaten, teilten die Behörden mit. Regierungschef Aleksandar Vucic empfahl den Menschen in den überschwemmten Regionen ihre Häuser nicht zu verlassen. Schulkinder erhielten für zwei Tage frei.

Ein Erdrutsch in Topcic polje.
Legende: Kein Stein ist mehr auf dem anderen im bosnischen Topcic polje. Keystone

Bosnien-Herzegowina

Auch grosse Teile im benachbarten Bosnien-Herzegowina standen unter Wasser. Der wichtigste Fluss Bosna überschritt mit über fünf Metern sein historisches Maximum. Tausende Häuser standen bis zum zweiten Stock unter Wasse. Während im Gebirge mehr als ein halber Meter Neuschnee gemessen wurde, waren die Städte Maglaj, Doboj, Bijeljina und Zvornik besonders schlimm von den Fluten betroffen. Noch grössere Probleme stünden bevor, warnten die Behörden: Erst in den nächsten Tagen würden die beiden mit Abstand grössten Flüsse der Region – die Donau und die Save – ihre Höchststände erreichen .Das Unwetter gilt bereits als Jahrhundertflut. Ähnliche Höchstpegel wurden zuletzt vor 120 Jahen gemessen. Das Land rief ebenfalls den Notstand aus. In Bosnien sind zudem zwei Tote zu beklagen. Mehrere Ortschaften und Städte sind von der Aussenwelt abgeschnitten. Strassen wurden überschwemmt, über 200 Erdrutsche wurden gemeldet. Bilder zeigen, wie eine Brücke von den Fluten weggespült wird.

Polen

Zwei Tote, Zehntausende Menschen ohne Strom, Hochwasseralarm in 51 Bezirken des Landes – das ist die vorläufige Bilanz von starkem Regen und heftigem Sturm in Polen. Besondes stark ist der Süden des Landes vom Hochwasser betroffen. Nach Einschätzung der Meteorologen könnte die Weichsel am Samstag auch in Krakau, der grössten Stadt der Region, über die Ufer treten. In Südostpolen entspannte sich die Hochwasserlage dagegen leicht. Umstürzende Bäume und Hochwasser blockierten zahlreiche Strassen und beschädigten Stromleitungen - mehr als 60'000 Haushalte waren ohne Strom. Die Feuerwehr musste zu mehr als 2000 Einsätzen ausrücken.

Kroatien

Auch Teile von Kroatien wurden von der Sturmfront Yvette gestreift. Insbesondere im Osten des Landes kam es zu Überschwemmungen in ländlichen Gebieten. Dort stand das Wasser zum Teil kniehoch. Für die Gebiete Osijek-Baranja und Vukovar-Srijem wurde der Notstand ausgerufen.

Slowakei

In der Slowakei wurde ein Mann von einem überschwemmten Bach mitgerissen und ertrank. Umgestürzte Bäume und von den Häusern gerissene Dächer beschädigten Autos und blockierten zahlreiche Strassen und mehrere Eisenbahnschienen vor allem im Osten und Norden des Landes. In der Region Banska Bystrica waren mehr als 50'000 Haushalte schon den zweiten Tag ohne Strom. Der Schiffsverkehr auf der Donau musste im Bereich eines Kraftwerks unterbrochen werden. In den Städten Kezmarok und Presov standen mehrere Strassen unter Wasser.

Österreich

In Österreich sind vor allem die Regionen Steiermark, Südburgenland und Kärnten betroffen. Auch die Hauptstadt Wien blieb nicht von dem heftigen Sturmtief verschont. Kleinere Brücken wurden von den Wassermassen weggeschwemmt. Etwa 1500 Haushalte waren ohne Strom und umgeknickte Bäume sorgten dafür, dass Bergbahnen und Züge stundenlang auf der Strecke blieben.

Tschechien

Im Osten Tschechiens drohen nach heftigen Regenfällen an mehreren Flüssen Überschwemmungen. Angespannt war die Lage an der Olsa in Cesky Tesin, wie das tschechische Fernsehen berichtete. Die Behörden sprachen für die Regionen Mährisch-Schlesien, Olmütz (Olomouc) und Zlin Hochwasser-Warnungen aus. Es werden weitere Regenfälle erwartet. Zugleich kippte ein Sturm Bäume auf Strassen und Eisenbahnstrecken.

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