Der Traum ist in etwa so alt wie das Fernsehen: Statt sich die Wirklichkeit eines Cowboys des 19. Jahrhunderts als zweidimesionales Geflimmer anzutun, besser mit einer VR-Brille von Samsung selbst ein Teil davon werden. Grosso modo dieser Traum ist am diesjährigen «Mobile World Congress» in Barcelona Zündstoff für die Ekstase der Branche. Freilich sind die Brillen nicht neu. Neu ist die Vehemenz ihrer Markteinführung.
Zuckerberg hat 2 Milliarden verwettet
Kaum jemand am Kongress der Mobilfunkanbieter hat damit gerechnet. Mit diesem Schulterschluss zweier Giganten.
«Bitte die Virtual-Reality-Brillen aufsetzen!», hiess es bei der grossen Samsung-Show. Und während die Zuschauer in die virtuelle Welt abgetaucht waren, schlich als Überraschungsgast Facebook-Chef Mark Zuckerberg an ihnen zur Bühne vorbei und freute sich diebisch. Der 31-Jährige hatte einst mit dem Kauf des Vorreiters Oculus zwei Milliarden Dollar auf die VR-Technik gewettet. Jetzt will er gemeinsam mit Samsung die Markteinführung einer tauglichen VR-Brille forcieren.
Win-Win für Samsung und Facebook?
Samsung setzt massiv auf den Trend virtuelle Realität. Sie soll dem Smartphone einen wachsenden Zusatznutzen und dem Anwender neue Erlebniswelten erschliessen. Und Samsung neue Märkte. Etwas, das auch Zuckerberg und sein zunehmend thrill-freies Gesichterbuch brauchen können.
Facebook habe schon früh in die Entwicklung dieser Technologie investiert, betonte Zuckerberg bei der gemeinsamen Präsentation in Barcelona. Dann hob er die Stärke von Samsung als Hardware-Hersteller hervor. In die Partnerschaft will Facebook im Gegenzug sein Software-Know-how einbringen. Mit Oculus arbeitete Samsung bereits bei der Gear VR zusammen.
Trend-Scouts sagen der Branche eine goldene Zukunft voraus. Der Markt für virtuelle Realität werde im laufenden Jahr um mehr als das Vierfache auf ein Volumen von drei Milliarden Dollar wachsen, sagte Samsung-Manager Martin Börner.
«Das fehlende Glies sind die Inhalte»
Im Laufe der kommenden Monate werden zahlreiche Brillen den Markt erobern, etwa Sonys Playstation VR, die Oculus VR und die Vive von HTC. Ganz ohne Wermutstropfen kommt die vielversprechende Prognose dennoch nicht weg.
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Denn was bislang für den uneingeschränkten VR-Genuss fehlt, sind entsprechende Inhalte. 360-Grad-Aufnahmen sind technisch eine andere Liga als Fischmaul-Selfies und abgelichtete Mittagsmenüs. Bislang gibt es nur einige wenige Kameras, die in der Lage sind, die Umgebung in 3D aufzunehmen.
Zwar soll nun Samsungs neue Kamera Gear 360 Abhilfe schaffen und den VR-Markt ankurbeln. Aber bis dahin sind die Angebote, mit denen man irgendwo eintauchen kann, eher dürftig.
Die meisten Smartphone-Hersteller verweisen auf ihre Initiativen rund um VR, sagen Marktbeobachter wie Thomas Husson, Analyst bei Forrester. Doch dem Trend drohe, auch in diesem Jahr in der Nische zu bleiben. Wie bei 3D seien Inhalte derzeit noch das fehlende Glied.