Die erste Rolltreppe war eigentlich ein Förderband, eine glatte Fläche. Die 13 Meter lange Fahrbahn brachte Reisende in einem New Yorker Bahnhof ins sechs Meter höhere nächste Stockwerk. Das Ding sei laut, langsam und gross gewesen. Aber es hatte alles, was eine moderne Rolltreppe ausmacht – inklusive Treppensegmente und den sich mitbewegenden Handlauf. Damals waren die Einzelteile vor allem aus Holz; heute dominiert Metall und Gummi.
Der kommerzielle Durchbruch sei aber erst Jahre später gelungen, an der Weltausstellung in Paris, im Jahre 1900, sagt Kunsthistoriker Jeannot Simmen. «Die ganze Welt war in einer Fülle an einem Ort versammelt, wie man das bis anhin nicht gekannt hatte.» Darum habe man die Ausstellungs-Pavillons auf mehrere Stöcke verteilen müssen.
«Prinzip ist geblieben»
Der Messestand der USA sei im ersten Stock gewesen. Um die Menschen da hoch zu bringen, habe die Firma Otis eine Rolltreppe von besonders hoher Eleganz gebaut. Es sei eine beeindruckende nachhaltige Konstruktion gewesen. Die Rolltreppe blieb später noch bis 1939 in Philadelphia in Betrieb.
Seit 1936 spielt auch die Innerschweizer Firma Schindler im globalen Rolltreppen-Markt mit. Am technischen Grundprinzip habe sich seit den Anfängen wenig geändert: «Das Prinzip der Bewegung ist geblieben», sagt Sprecherin Barbara Schmidhauser.
«Vorangetrieben wurden und werden aber die Ressourcenschonung durch neue Materialien, die Verbesserung der Produktionsmethoden und des Energieverbrauchs durch den Einsatz neuster Steuerungstechnologien und Antriebskonzepte.»
Stolpergefahr auf Rolltreppen
Heute sind täglich Hunderte Millionen von Menschen auf Rolltreppen unterwegs. Im Vergleich zu anderen Massentransportmitteln sind die Rolltreppen sicherer. «Immer mehr Sensoren sorgen für Sicherheit und reduzieren das ohnehin schon geringe Unfall- und Verletzungsrisiko», sagt Schmidhauser.
Allerdings: Wenn es Unfälle gibt, dann können diese tödlich sein. Im Februar 1982 raste in einer Moskauer Metro-Station eine Rolltreppe ungebremst in die Tiefe. Acht Menschen wurden dabei getötet. Ursache war ein Konstruktionsfehler.
Aber auch gut funktionierende Treppen haben für einige Benutzer so ihre Tücken- Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Inselspitals Bern können Stolperunfälle auf Rolltreppen zu besonders schweren Kopfverletzungen führen.
Jährlich soll es in der Schweiz bis zu hundert solcher Unfälle geben. Coop und Migros zum Beispiel, bevorzugen deswegen Rollbänder, wie die Sonntagszeitung kürzlich schrieb.
Zukunft liegt in Asien
Die Erfolgsgeschichte der Rolltreppe geht dennoch weiter – vor allem auch mit der rasanten Wirtschaftsentwicklung in Asien. Bereits über zwei Drittel der weltweiten Nachfrage nach Installationen von Aufzügen und Rolltreppen stammen aus den Märkten Asien und Pazifik, Indien und insbesondere aus China.
Auch Schindler sieht in Asien grosses Potenzial. Dementsprechend investiert die Firma in neue Produktionsstätten. Das Prinzip der ersten Fahrtreppen aus dem letzten Jahrhundert wird wohl auch noch auf Jahre hinaus Bestand halten. «Revolutionäre Entwicklungen sind in den nächsten Jahren nicht zu erwarten», heisst es bei Schindler.
Das braucht es wohl auch nicht. Denn die Rolltreppen zeichnet sich noch durch eine besondere Qualität aus, wie es der amerikanische Mitch Hedberg sagt: «Eine Rolltreppe kann eigentlich nie kaputtgehen. Wenn sie mal nicht funktioniert – dann ist sie eben eine Treppe.»