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Panorama Warten, rechnen, wetten

Das «Royal Baby» lässt warten. Die Untertanen und vor allem: auf sich. Und es ist damit kein bisschen anders als jedes andere Baby auf der Welt. Exakt auf den errechneten Termin schaffen es die wenigsten.

Irgendwann wusste irgendwer es ganz genau. Oder tat auf jeden Fall so. Der grosse Tag sollte ein Samstag sein. Samstag, der 13. Juli. Der Tag, an dem das «Royal Baby» zur Welt kommen sollte.

Royal Fans warten vor dem Spital
Legende: Wann hat das lange Warten endlich ein Ende? Keystone

Das war nichts. Erwiesenermassen. Seit jenem ominösen 13. Juli sind fünf Tage verstrichen. Und alles ist noch so wie vorher: Prinz William fliegt seinen Rettungshelikopter, Kate weilt bei ihrer Familie, die Journalisten stehen sich vor dem St. Mary‘s Hospital in London die Beine in den Bauch.

Das «Royal Baby» lässt warten. Die Untertanen und vor allem auf sich. Und ist damit kein bisschen anders als irgendein Baby auf der Welt.

«Mit 5 Tagen sind wir ja noch gut drin»

Ein wenig Statistik. Und die sagt eigentlich nur: Der errechnete Geburtstermin taugt nur zur groben Orientierung. Etwa 9 von 10 Kindern werden «termingerecht» geboren, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2008 zeigen.

Das Problem: «Termingerecht» ist ein sehr weiter Begriff – darunter fallen alle Geburten zwischen der 37. und der 41. Schwangerschaftswoche.

Etwas genauer weiss es die Zeitschrift «Wir Eltern». Demnach kommen nur gerade 4 von 100 Kindern exakt am errechneten Geburtstermin zur Welt.

Was heisst das alles fürs «Royal Baby»? Roland Zimmermann ist Direktor der Klinik für Geburtshilfe am Universitätsspital Zürich. Er sagt zu SRF News Online: Mit 5 Tagen über dem errechneten Termin «sind wir ja noch gut drin». Allerdings: «Mehr als ein paar Tage werden auch die britischen Kollegen nicht zuwarten, bis sie die Geburt einleiten.»

Erinnerungen an William

Vorausgesetzt, der 13. Juli stimmt. Denn der Palast hat nie einen Geburtstermin kommentiert, geschweige denn kommuniziert. Aus naheliegenden Gründen. Das Königshaus hätte sich und der werdenden Mutter Kate wohl keinen besonders grossen Gefallen getan, wenn es einen exakten Termin bekannt gegeben hätte.

Das wissen auch die Journalisten, die vor dem Spital auf die frohe Nachricht warten. Und so manch einer wird sich die Frage gestellt haben: Sollte der Palast ein doppeltes Spiel spielen? Sollte absichtlich ein zu früher oder zu später Termin verbreitet worden sein, damit das Kind mit so wenig Presserummel wie möglich zur Welt kommen kann?

Neu wäre diese Strategie nicht. Mit Prinz William rechnete das Königreich per 1. Juli 1982. Tatsächlich wurde es der 21. Juni.

Die Urgrossmutter will in die Ferien

Neuerdings beteiligt sich indes sogar die Königsfamilie daran, den Spekulationen Nahrung zu geben. Ob das absichtlich oder aus Versehen geschieht, sei dahingestellt.

Charles‘ Ehefrau Camilla machte den Anfang: Sie hoffe, das Baby komme noch vor Ende Woche zur Welt, sagte sie vor einigen Tagen.

Am Mittwoch liess sich dann sogar die Queen zu einem Kommentar hinreissen. Es sei ihr egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen sei, meinte sie bei einem Treffen mit Kindern. Aber: Sie würde es schon sehr gerne sehen, wenn das Kleine bald käme. Denn sie fahre nächste Woche in die Ferien.

Gestatten, Prinzessin Chardonnay!

Alle warten. Na und? Die Zeit kann man sich vorzüglich mit ein paar Wetten auf den jüngsten Spross des Hauses Windsor vertreiben.

Zum Beispiel diese: Wie wird das Kind heissen? Ganz oben in der Liste stehen Alexandra, Charlotte, James, Diana und Alice. Das würde sich zweifelsfrei alles ganz gut machen. «Prinzessin Charlotte» gibt was her. Diana funktioniert bewiesenermassen auch.

Zu verstaubt, zu dröge? Kein Problem! Wie wäre es mit Prinzessin Waynetta? Oder Prinzessin Chardonnay? Oder vielleicht doch Prinz Kevin? Nun gut. Namen sind Geschmackssache.

Immerhin: Die Quoten sind fantastisch. Bei einem Einsatz von 1 Pfund (etwas mehr als 1.40 Franken) würde Waynetta umgerechnet mehr als 700 Franken einbringen, Chardonnay noch knapp 360 Franken und Kevin immerhin noch rund 290 Franken.

Favoritin Alexandra lohnt sich da kaum. Die Langweilerin würde bescheidene 3.50 Franken abwerfen.

Wem die Namenswette nicht reicht, der findet bei den Buchmachern genügend andere. Weltbewegende Fragen nach der Haarfarbe etwa. Wer das Kind bei dem ersten öffentlichen Auftritt in den Armen hält. Oder in welchem Klub der royale Sprössling das erste Mal negativ auffallen wird. Natürlich erst in 15 oder 20 Jahren.

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