Es gibt sie noch, die guten Nachrichten aus dem Tierreich. Während die roten Listen der bedrohten Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz immer länger werden, setzt der Fischotter jetzt einen Kontrapunkt. Er kommt zurück.
In die Fotofalle getapst
Fast unbemerkt, in der Nacht sei er unterwegs, sagt Fischotterexperte Hans Schmid von der Stiftung Pro Lutra. Und für die meisten Menschen dürfte er unsichtbar bleiben. «Sie leben als Einzelgänger und die Wahrscheinlichkeit, einen Fischotter zu sehen, ist sehr gering», so Schmid. Umso erfreulicher ist es für die Tierschützer, dass nun ein Fischotter im Kanton Genf mehrfach in eine Fotofalle an einem Fluss getappt ist.
Weniger erfreulich ist das für die Fischer. Denn ein Fischotter frisst etwa ein Kilo Fisch pro Tag. In Österreich, wo sich die Fischotter schon wieder ziemlich breit gemacht haben, wirft das hohe Wellen. «Fischmassaker», «Fressrausch», titeln die lokalen Medien. Hans Schmid will diese Probleme nicht verschweigen, sagt aber, es lasse sich bei den professionellen Fischteichen in Österreich auf einfache Arte verhindern, dass der Otter eindringe. Die Teiche würden mit speziellen Elektrogeräten geschützt, die die Fischotter vom Eindringen abhielten.
Vorerst überwiegt die Freude
Solche Probleme kennt die Schweiz noch nicht. Vorerst überwiegt die Freude über die Rückkehr. Eine Rückkehr, die fast so rätselhaft ist wie das Verschwinden, sagt die Biologin Irene Weinberger. Die Jagd, das Verschwinden der natürlichen Lebensräume und vor allem Umweltgifte haben den Otter einst wahrscheinlich vertrieben. Ganz genau wisse man es aber bis heute nicht. «Und warum er jetzt wiederkommt, ist ebenfalls ein kleines Mysterium», sagt die Biologin. Vermutlich hänge es vor allem damit zusammen, dass der Otter ein sehr flexibles Tier sei.
Flexibel ist er unter anderem im Besiedeln neuer Lebensräume. Die Biologin, die das Leben der österreichischen Otter genauer untersucht hat, spricht heute sogar von urbanen Ottern. «Wir haben Tiere in Städten und Dörfern gefunden», sagt Weinberger. «Und ich bin guten Mutes, dass das auch in der Schweiz gut kommt.»
Auch mitten in Städten wie Genf, Biel, Zürich oder Bern scheint es also durchaus möglich, dass sich längerfristig Otter niederlassen – ganz entgegen der pessimistischen Einschätzung, die die Forscher noch vor 25 Jahren vertraten.
(rism)