Wie kann man wichtige Daten über die Zeit retten? Zu dieser Frage findet diese Woche in Bern die IPRES, eine internationale Konferenz mit rund 300 Fachleuten aus 30 Ländern, statt. Organisiert wird die Konferenz von der Nationalbibliothek.
SRF News: Was soll man mit seinen Ferienfotos machen, damit man sie eines Tages den Enkeln zeigen kann?
Achim Osswald: Man muss sich fragen, wie viele Bilder die Enkel wohl angucken werden. Sie werden sich bestimmt nicht mehrere Tausend Bilder, auch nicht mehrere Hundert Bilder ansehen, sondern vielleicht etwa 50 Bilder. Das heisst, man muss aus den vielen Bildern jene auswählen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie für sie interessant sein könnten.
Das Was ist also mindestens so wichtig wie das Wo beim Sichern von Daten?
Ganz gewiss, es ist immer die Überlegung, was ist für mich wichtig, was möchte ich bewahren. Diese Auswahl findet immer aus einer ganz persönlichen Perspektive statt. Es geht nicht um die Zahl, sondern um das, was man transportieren will – etwa wenn man beim Anschauen die Erinnerungen wieder erwecken möchte. Wenn man jemandem etwas zeigen will, geht es mehr darum, Sachverhalte zu dokumentieren. Von Bedeutung ist auch, dass wir Informationen darüber einfangen, wer auf einem Foto abgebildet ist. Denn wir persönlich erinnern uns hoffentlich noch in zehn Jahren, aber jemand anderes nicht. Das heisst, wir müssen zusätzliche Informationen festhalten, und die müssen auch irgendwo gespeichert werden.
Wie geht man in der Praxis genau vor?
Wenn man die Dateien entsprechend benennt, kann man schon Einiges festhalten. Beispielsweise vermerkt man das Datum, man kann aber vielleicht auch den Ort oder die Namen der Personen, die auf dem Bild sind, im Dateinamen verschlüsseln. Man kann diese Informationen auch in entsprechenden Bereichen der Bilder mitspeichern. Oder man speichert sie ausserhalb in parallel geführten Dateien. Das kann auch schriftlich sein. Jedenfalls ist es zentral, die Sachverhalte festzuhalten. Und – das gilt ganz grundsätzlich – man sollte die Dateien auch an verschiedenen Orten, auf verschiedenen Medien sichern. Auf diese Art und Weise steigt die Chance, dass man die Bilder, die Filme oder die Schriftstücke tatsächlich in zehn Jahren noch hat.
Man sollte die Dateien an verschiedenen Orten, auf verschiedenen Medien sichern.
Was mache ich konkret mit einem Liebesbrief oder eine Liebesmail? Wie kann ich sie aufbewahren?
Egal ob auf Papier oder elektronisch – wichtig ist, dass man es überhaupt sichert. Elektronisches muss man anders sichern als auf Papier. Den Liebesbrief wird man in einer schönen Schachtel ablegen und so muss man auch die Liebesmail in einem gesonderten Bereich zu speichern. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, sie auszudrucken, dann hat man eine grössere Chance, dass sie in fünf oder zehn Jahren noch da ist und dass man sie auch lesen kann. Das ist ein weiterer Aspekt: Für die Mail brauchen wir eine bestimmte Software als Nutzungsumgebung, damit wir sie überhaupt aufrufen können.
Obwohl wir im digitalen Zeitalter leben, sagen Sie, die Aufbewahrung auf Papier in einer Schachtel sei die sicherste Methode?
Wenn man die Schachtel an einem sicheren Ort verwahrt, dann bestimmt.
Das Gespräch führte Melanie Pfändler.