Unterlegt wurde die zehn Millionen Euro teure Schau auf den Wiesen vor Waterloo mit klassischer Musik und den atemlosen Erzählungen eines Kommentators auf Französisch, Flämisch und Englisch. Dieser erinnerte auch an die Brutalität der historischen Schlacht und berichtete, dass sogar noch die Leichen der Soldaten geköpft und verstümmelt wurden.
«Es lebe der Kaiser!»
Als sich Napoléon – gespielt von dem Pariser Anwalt Frank Samson – auf dem Schlachtfeld zeigte, rief ein Zuschauer unter dem Gelächter der Umstehenden voller Eifer: «Vive l'Empereur» (Es lebe der Kaiser) – offenbar hat er trotz seiner blutigen Kriege und Niederlagen bis heute seine Anhänger.
«Wir lesen viel über die Vereinigung Europas», sagte William Weston, der mit Sohn und Frau extra aus Cleveland in den USA nach Belgien angereist war. «Schon Napoléon wollte die Europäer einen – allerdings unter französischer Herrschaft.»
Eindrücklich, aber trotzdem unzureichend
Allem Gefechtslärm und Schlachtengetümmel in den alten Uniformen zum Trotz konnte die Neuauflage der Kämpfe den Horror der Schlacht vor 200 Jahren aber nur unzureichend einfangen, die Napoléons Ende einläutete und Europas Zukunft veränderte.
Napoléons Grande Armée war bereits im Oktober 1813 in der Völkerschlacht von Leipzig den Truppen der verbündeten Monarchien Russland, Preussen, Österreich und Schweden unterlegen. Von den Alliierten auf die Mittelmeerinsel Elba verbannt, kehrte der korsische Feldherr im März 1815 noch einmal zurück auf die europäische Bühne.
Bei dem kleinen Ort Waterloo südwestlich vor Brüssel griffen am 18. Juni desselben Jahres etwa 93'000 französische Soldaten das aus 125'000 Mann bestehende Heer aus Preussen, Engländern und Niederländern an, das unter dem Oberbefehl des britischen Duke of Wellington und des preussischen Feldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher stand.
Frankreich zurückhaltend
Napoléons Heer wurde schliesslich geschlagen. Auf dem Schlachtfeld blieben 47'000 tote oder verletzte Soldaten zurück. Der Kaiser dankte ab, und Ludwig XVIII. kehrte auf den französischen Thron zurück. Napoléon wurde auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, wo er 1821 in britischer Gefangenschaft starb.
Während der britische Prinz Charles am Mittwoch nach Waterloo gereist war, um dort eine Gedenktafel einzuweihen, ist in Frankreich die Begeisterung geringer, sich an die Niederlage erinnern zu lassen. Paris schickte nur seinen Botschafter. Auch der Wunsch Belgiens, eine Euro-Gedenkmünze an die Schlacht aufzulegen, war bei den Franzosen auf Ablehnung gestossen.