Am 15. April 2013 tötete ein Bombenanschlag drei Menschen am Boston-Marathon. Über 200 Menschen wurden verletzt.
Die Nachricht des tödlichen Angriffs auf den friedlichen Sportanlass erschütterte die Welt. Der Tag wurde zum traurigsten der letzten fünf Jahre. Zumindest in der Welt des Kurzbotschaftendienstes Twitter.
Index misst Worte und ihre Häufigkeit
Zu diesem Schluss kommt ein neues Messinstrument, das die öffentlichen Kurznachrichten auf Twitter analysiert. Dieses Hedonometer leitet aus unzähligen Tweets einen Glücklichkeits-Index ab. Dazu misst es die Häufigkeit von Worten, die mit Glück oder Trauer in Zusammenhang stehen.
Am Tag des Anschlages in Boston enthielten die Kurznachrichten vor allem die Worte «traurig, krank, Explosion, Opfer, verletzt, gestorben, Bombe und Tragödie».
Newtown-Massaker war Tiefpunkt im 2012
Schlagzeilen, welche die Welt erschüttern, machen die weiteren traurigsten Tage aus. Tiefpunkt 2008 war der 29. September: der Börsen-Crash, nachdem die Bank Lehman Brothers pleite ging. 2009 führte der Tod von Michael Jackson die Liste der traurigen Tage an. Während das Hedonometer 2010 keine grösseren Ausschläge nach unten verzeichnete, gab es 2011 gleich zwei Tiefpunkte: Am 11. März überrollte ein Tsunami die Küsten Japans, am 2. Mai töteten US-Soldaten den gefürchteten Terroristen Osama Bin Laden. Das Schulmassaker von Newton am 14. Dezember schliesslich war der dunkelste Tag im Jahr 2012.
Entwickelt wurde das Hedonometer von Forschern der Universität Vermont in den USA. Es wertet täglich 50 Millionen Tweets aus, was etwa 10 Prozent aller täglich verschickten Meldungen entspricht.
Freitage und Samstage sind glücklichere Wochentage
Die gesammelten englischen Worte werden mit einer Skala von 1 bis 9 bewertet. So erhält «happy» (glücklich) 8,3 Punkte, «sad» (traurig) nur 2,4 Punkte. Bereits über 10‘000 Wörter sind in der Glücklichkeits-Datenbank erfasst. Künftig wollen die Wissenschaftler die Worte auch im Kontext erfassen. Über die Punktezahl der gesammelten Worte wird ein Durchschnitt ermittelt. Daraus resultiert der Glücklichkeits-Index des Tages.
Zu den glücklichsten Tagen eines Jahres gehören laut dem Hedonometer traditionelle Feiertage wie Weihnachten, Silvester, der Valentinstag, das Erntedankfest Thanksgiving, Ostern und der Muttertag. Ebenfalls zu den glücklicheren Tagen zählen Freitage und Samstage. Am Sonntag sinkt die Stimmung jeweils wieder.
Nur englische Tweets werden bisher erfasst
Was auffällt: Die Stimmung sank über die letzten 5 Jahre kontinuierlich. Ob die Krise auf die Laune der Twitter-Gemeinschaft drückt? Darauf geben die Forscher hinter dem Hedonometer keine Antwort. Doch sie schreiben auf ihrer Website: «Wir haben festgestellt, dass unsere Glücklichkeits-Messungen sehr gut mit traditionellen Studien über die Verfassung der Bevölkerung übereinstimmen.»
Trotzdem: Das Hedonometer wiederspiegelt nur die Stimmung der Mehrheit der englischen Twitterer. Das erklärt auch, warum Tragödien wie das Boston-Attentat oder das Newtown-Massager zu den traurigsten Tagen bei Twitter gehören. Individuelle Verfassungen, Nachrichten in anderen Sprachen und Nicht-Twitterer bleiben ungehört.