«Darf ich jetzt auch mal eine Antwort geben. Der unterbricht mich ja laufend.» Für einmal ist es Roger Schawinski, der sich ärgert über den Moderator, der ihm dauernd ins Wort fällt. Zur 100. Sendung «Schawinski» hat Sandro Brotz die Rolle des Gastgebers übernommen.
Der «Rundschau»-Moderator hatte sich in einem Online-Voting gegen Mona Vetsch und Stephan Klapproth durchgesetzt. Brotz kündigte an, er werde Schawinski ins Schleudern bringen, denn auch er sei kein Kuschelmoderator. Entsprechend liefern sie sich zeitweilen einen ordentlichen Hahnenkampf.
Du bist schon lange kein Revoluzzer mehr.
«Willkommen im People-TV Schawinski», provoziert Brotz. Er wirft Schawinksi vor, dass zu wenige Politiker oder sonstige «ernsthafte» Gäste in die Sendung kämen.
Von Selbstkritik ist wenig zu spüren. Viel mehr kontert Schawinski: «Ich möchte eben ein breiteres Spektrum haben als die ‹Rundschau› – ich lade nicht einfach nur Politiker ein.» «Das ist aus der Not entstanden, weil die Leute nicht zu dir wollen», antwortet Brotz. Schawinski müsse sich mit Leuten der 2. und 3. Garnitur zufrieden geben. Und er spricht dabei auch etwa auf den Hellseher Mike Shiva an. Ein Mike Shiva sei von Anfang an nicht das Ziel gewesen, aber die Sendung hätte sich eben entwickelt, antwortet Schawinksi. Und er relativiert: «Von 44 Sendungen in einem Jahr mache ich fünf Mal Showbusiness.»
Oh, jetzt kommen die Stereotypen total dick.
Auch zum Thema Frauen in der Sendung liefert der Moderator Zahlen: In 100 Sendungen waren gerade 17 Gäste weiblich. Brotz' Interpretation: Frauen kommen nicht gerne zu Roger. Schawinksis Interpretation: Frauen kapitulieren schneller. Und er bedauere das. Eingeladene Frauen geben ihm offenbar öfters einen Korb.
«In der SVP-Bundeshausfraktion heisst es: ‹Es ist eine Mutprobe, wenn man zu Schawinski in die Sendung geht.› Nathalie Rickli hat offenbar den Mumm nicht gehabt», sagt Schawinski. Aber die Reaktion der Frauen sei positiv gewesen, die zu ihm in die Sendung gekommen seien.
Zum Schluss wird es emotional
Brotz konfrontiert Schawinski mit Erfolgen und Misserfolgen in seiner journalistischen Karriere. Und mit Gegensätzen von früher und heute. Das Früher: der «Underdog», der sich auf die Seiten der Schwachen stellt. Das Heute: das gutbürgerliche Leben.
Er habe sich nie verbogen, erklärt er sich. «Ich habe meine politische Meinung nicht geändert, nur weil ich mehr Geld besitze. Ich bin ein gradliniger Mensch und kann in den Spiegel gucken. Das ist die wichtigste Errungenschaft, dass ich das geschafft habe.»
Und zum Schluss wird es gar noch etwas emotional. Roger Schawinskis Ehefrau Gabriella Sontheim kommt als Überraschungsgast ins Studio, um persönlich zu erklären: Wer ist Roger? Sie spricht – ganz ohne unterbrochen zu werden, weder von Brotz noch von Schawinski. Zumindest fast nicht.