Einsame Inseln im Pazifik sind für Urlauber der Inbegriff des Paradieses. Bei einem notwendigen Hilfseinsatz wie jetzt nach dem verheerenden Zyklon «Pam» ist die abgeschiedene Lage aber ein Albtraum. Das Ausmass der Schäden ist immer noch unklar – denn zu rund 80 Inseln gibt es weiterhin keinen Kontakt.
Viele Häuser zerstört
Aufklärungsflüge im Katastrophengebiet von Vanuatu haben erste Befürchtungen zu den Zerstörungen von Zyklon «Pam» bestätigt.
«Es gibt Berichte über katastrophale Verwüstung auf den Inseln Erromango und Tanna im Süden, wo nicht aus Beton gebaute Gebäude komplett platt sind und die Betonbauten keine Dächer mehr haben», sagte der Leiter des Büros der Hilfsorganisation Oxfam in der Hauptstadt Port Vila. Er schloss nicht aus, dass mehr als ein Drittel der 250'000 Einwohner im ganzen Land obdachlos geworden seien.
Sorge um südlich gelegene Inseln
Orla Fagan von der OCHA, dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der UNO teilte mit, dass das australische Militär nach dem Überflug erhebliche Zerstörung gemeldet habe. Die OCHA bestätigt bislang 24 Todesopfer auf Vanuatu.
Immer noch gelang es Helfern nicht, die Inseln mit gut 30'000 Einwohnern zu erreichen. Die südlichen Inseln lagen direkt im Auge des Zyklons, der in der Nacht zum Samstag über die Region nordöstlich von Australien gezogen war. Es war einer der mächtigsten je beobachteten Zyklone.
«Dies dürfte eine der schlimmsten Katastrophen sein, die wir je im Pazifik gesehen haben», beschrieb etwa der Vanuatu-Direktor der Hilfsorganisation Oxfam in Port Vila. «Vanuatu hat ein Desaster dieses Ausmasses in seiner jüngeren Geschichte noch nicht erlebt», bestätigte auch der Chef des Pazifikbüros der OCHA.
Auch Nachbarstaaten wie die Salomoninseln, Kiribati, Fidschi, Tuvalu und Papua-Neuguinea seien betroffen.
«Pazifikbewohner wissen sich zu helfen»
In der Hauptstadt Port Vila trafen derweil tonnenweise Hilfsgüter ein, etwa Plastikplanen, Nahrungsmittel, Trinkwasser und Erste-Hilfe-Pakete. In der Stadt selbst waren 90 Prozent der Gebäude beschädigt, aber einige Geschäfte öffneten wieder, wie der deutsche Honorarkonsul Jörg Michael Schwartze berichtete. «Die Versorgung funktioniert notdürftig.» Trinkwasser sei teilweise wieder vorhanden, Strom aber nicht.
«Pam» sei zwar ausserordentlich gewaltig gewesen, sagte der Honorarkonsul, aber Pazifikbewohner seien auf Zyklone eingestellt. «Sie wissen sich zu helfen», meinte er. «Wir brauchen viel Tatkraft, aber mit australischer und neuseeländischer Hilfe können wir das hier sicher alles schnell wieder aufbauen.»
Folge des Klimawandels?
Laut Baldwin Lonsdale, dem Präsidenten des Inselstaates, hat der heftige Wirbelsturm die Entwicklung des Landes massiv zurückgeworfen. Er hat die internationale Gemeinschaft um Hilfe für sein Land gebeten.
Zudem machte er den Klimawandel für die Katastrophe mitverantwortlich. Sein Land erlebe steigende Meeresspiegel und das Wetter sei unvorhersehbar geworden. Klimaexperten warnen seit langem, dass Treibhausgase in der Atmosphäre stärkere Wirbelstürme verursachen können.