Nach Terroranschlägen neigen Besucher von Grossanlässen eher zu Panikreaktionen. Das sagt Sascha Frühholz, Professor für kognitive Neurowissenschaften an der Universität Zürich: «In Turin waren die Menschen durch die Terroranschläge in England bereits stark sensibilisiert. Zusammen mit einem minimalen Auslöser wie einem knallenden Feuerwerkskörper konnte das bei einigen Personen eine Panik auslösen.» Diese Panik habe sich dann auf andere Menschen übertragen.
Breite Fluchtwege ohne Hindernisse
Kommt es an einem Grossanlass zu einer Paniksituation, sei diese kaum mehr zu beruhigen, sagt der Experte für Personenfluss Uri Schtalheim von der ASE GmbH in Zürich. Er und sein 15-köpfiges Team beraten Behörden in der ganzen Schweiz. «Wir schauen primär darauf, dass Besucher die Plätze und Areale rasch verlassen können. Sind die Fluchtwege breit genug und hindernisfrei, hilft das auch in einem Notfall.»
Die Stadtpolizei Zürich hat als erstes Corps in der Schweiz eine Fachstelle für die Gefahren bei Grossanlässen eingerichtet. Leiter Adrian Zemp hat am Zürifäscht 2013 hautnah miterlebt, wie es auf dem Bürkiplatz beinahe zu einer Massenflucht kam: «Die Situation vor 4 Jahren hat uns vor massive Probleme gestellt, man fühlt sich ohnmächtig.»
Glücklicherweise konnte die Polizei die Situation damals entschärfen, indem sie den Menschenmassen zusätzliche Fluchtwege öffnete. Seither klärt Adrian Zemp im Vorfeld von Grossanlässen mit den Veranstaltern noch intensiver ab, wie neuralgische Stellen entschärft werden können.
Neues nationales Fachgremium
Auch auf nationaler Ebene ist das Problem erkannt. Adrian Zemp gründet zurzeit ein nationales Fachgremium, um ab nächstem Jahr Erfahrungen und Erkenntnisse bei Grossanlässen polizeiübergreifend und schweizweit austauschen zu können.