Der Hadsch, die grosse Pilgerfahrt nach Mekka, gehört zu den wichtigsten Pflichten des Islams. Sie ist nur während bestimmten Tagen möglich, in diesem Jahr hat sie am Sonntag angefangen und dauert noch bis heute.
Die Ursprünge des Hadsch liegen in der vorislamischen Zeit. Doch so alt der Brauch ist, so modern sind die Mittel, zu denen einige der Pilgerinnen und Pilger heute greifen: Smartphone Apps zum Beispiel, die für Orientierung in der Masse der Pilgerinnen und Pilger sorgen.
Für viele ist das dringend nötig, denn der Hadsch ist eine gigantische Veranstaltung. Es wird geschätzt, dass in diesem Jahr mehr als 2 Millionen Leute nach Mekka reisen. Viele davon sprechen kein Arabisch. Digitale Dienste können ihnen helfen, sich in der Masse zurechtzufinden und die Sprachbarriere zu überwinden.
Der grösste Hackathon der Geschichte
Ein wichtiger Treiber bei der Entwicklung solcher technologischen Hilfsmittel ist das saudische Hadsch-Ministerium. Es bietet verschiedene Apps gratis zu Download an: Eine, die beim Beten anleitet. Eine, die bei der Suche nach einer Unterkunft hilft. Oder eine, mit der sich die Reise nach Mekka planen und ein Visum organisieren lässt.
Um noch mehr Apps für Pilger zu entwickeln, hat die Regierung Saudi-Arabiens Anfang August den «Hadsch-Hackathon» veranstaltet – mit gut 3'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es laut Guinness-Buch der Rekorde der grösste Hackathon der Geschichte. In der Jury sassen bekannte Namen der Technologie-Welt wie etwa der Apple-Mitgründer Steve Wozniak.
Gewonnen hat ein Team von vier saudischen Frauen. Sie haben eine App entwickelt, die den Pilgern Hinweistafeln und Schilder in die eigene Sprache übersetzt, ohne dass dazu eine Internetverbindung nötig ist.
Auf dem zweiten Platz landete eine App, die das Bezahlen während dem Hadsch vereinfachen soll. Pilger können Geld in die App laden und an verschiedenen Orten damit bezahlen. Der dritte Platz ging an ein soziales Netzwerk, mit dem die Pilger die Eindrücke ihrer Reise mit daheimgebliebenen Freunden teilen können.
Der Hadsch soll noch digitaler werden
Die Saudis haben den Plan, den Hadsch in Zukunft noch digitaler zu machen. Im Juli hat das Hadsch-Ministerium ein Youtube-Video mit dem Titel «An ambitious vision for the future of Hajj and Umrah» veröffentlicht. Die Umrah – zu deutsch Omrah – ist die «kleine Pilgerfahrt», die jederzeit im Jahr unternommen werden kann.
Zur ehrgeizigen Vision des Ministeriums gehört etwa ein Knopf im Ohr, der Fremdsprachen simultan übersetzt und beim Beten anleitet. Oder eine personalisierte Karte, dank der sich in der Masse verloren gegangene Freunde oder Familienangehörige schnell lokalisieren lassen. Bis 2030 sollen diese Pläne Wirklichkeit werden.
Die saudische Regierung investiert nicht ohne Grund viel Geld in solche Projekte: Die Masse der Pilger stellt den Staat vor eine immense logistische Herausforderung. In Vergangenheit gab es deshalb immer wieder Probleme. So wurden bei einer Massenpanik im Jahr 2015 laut offiziellen Angaben fast 800 Menschen getötet. In Wahrheit dürfte die Zahl aber weit höher liegen, man sprich von bis zu 4'000 Todesopfern.
Dank technischer Hilfsmittel sollen in Zukunft nicht nur solche Tragödien verhindert, es soll auch mehr Leuten möglich werden, überhaupt die Reise nach Mekka anzutreten. Bis 2030 rechnet die saudische Regierung mit rund 30 Millionen Besucherinnen und Besuchern für den Hadsch und die Omrah.