Die meisten Raucher wissen selbst: Das Ziehen am Glimmstängel ist ungesund. Trotzdem wird in der Schweiz sehr viel geraucht: An die zwei Millionen Menschen paffen täglich. Jedes Jahr sterben rund 9500 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.
Schädlicher Tabakrauch, «harmloses» Nikotin?
Verbrennungsgifte sind die Hauptursache für Todesfälle und Erkrankungen infolge des Tabakrauchens.
Teer und viele andere Stoffe im Tabakrauch sind krebserregend. Kohlenmonoxid verringert den Sauerstoffgehalt im Blut und erhöht längerfristig das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen.
Die Psychodroge Nikotin ist ein natürlicher Bestandteil der Tabakpflanze und kein Verbrennungsgift. Nikotin beeinflusst die Puls-Frequenz und regt den Darm an. Vor allem aber wirkt es psychoaktiv – je nach Dosis stimulierend oder entspannend. Genau auf diese Wirkung haben es die Raucher abgesehen. Doch Nikotin macht rasch abhängig, gerade in Verbindung mit Tabakrauch.
E-Zigaretten: Nikotinzufuhr ohne Tabak und ohne Verbrennungsgifte
Das Prinzip klassischer E-Zigaretten: Sie enthalten keinen Tabak, sondern Nikotin, das mit einem Flüssigkeitsgemisch verdampft und inhaliert wird.
In der Schweiz müssen sich E-Zigaretten-Benutzer das Nikotin derzeit noch selbst besorgen, da der Verkauf verboten ist. Das neue Tabakproduktegesetz wird dieses Verbot in den nächsten Jahren aufheben.
Tabak-Erhitzer: Nikotinzufuhr mit erhitztem statt verbranntem Tabak
Die Tabakindustrie reagiert mit eigenen neuen Produkten auf rückläufige oder stagnierende Zigaretten-Verkaufszahlen. Die elektrischen Tabak-Erhitzer sind trendig aufgemachte Verdampfer, die im Unterschied zur klassischen E-Zigarette aber Tabak enthalten. Die Inhaltsstoffe des Tabaks werden stark erwärmt und verdampfen. Die Hersteller vermarkten ihre neue Alternative zur Zigarette mit grossem Aufwand.
Dampfen statt Rauchen – Neue Präventions-Strategie?
Einzelne Fachleute fordern ein Umdenken: Im Zentrum der Präventionsstrategien solle der Schutz vor Verbrennungsgiften stehen und nicht mehr die Nikotin-Abstinenz. Die wichtigsten Argumente:
- Das Hauptziel müsse sein, die Bevölkerung vor Verbrennungsgiften zu schützen; Schadensminderung soll erste Priorität haben.
- Die Nikotin-Abhängigkeit sei das kleinere Übel.
- E-Zigaretten und Tabak-Erhitzer sollten in die Raucherberatung einbezogen werden.
- E-Zigaretten würden den Ausstieg vom Tabakrauchen erleichtern
Die Amerikanische Präventionsbehörde Food and Drug Administration FDA zeigt sich in einem Positionspapier grundsätzlich offen für neue Strategien und will diese nun eingehend prüfen.
In der Schweiz kämpft Jean-François Etter für ein Umdenken bei der Tabakprävention. Etter, Professor für Öffentliche Gesundheit an der Universität Genf, kritisiert Schweizer Behörden und Präventionsfachleute für ihre konservative Haltung.
Dampfen statt Rauchen – Was gegen eine gezielte Förderung spricht
Die eidgenössische Kommission für Tabakprävention lehnt es ab, dass Gesundheitsbehörden E-Zigaretten für die Tabakentwöhnung empfehlen (vgl. Link). Die wichtigsten Argumente dagegen:
- Es sei nicht erwiesen, dass die Inhaltsstoffe der E-Zigaretten unschädlich sind, vor allem auch bei langfristigem Gebrauch.
- E-Zigaretten garantierten keine standardisierte Qualität, Qualitätsnormen fehlen.
- Für die Tabakentwöhnung stehen bereits standardisierte Nikotin-Ersatzpräparate und Medikamente zur Verfügung.
- Das Ziel eines Rauchstopps sollte weiterhin die Nikotin-Unabhängigkeit sein.
- Bedenken: Trendige E-Zigaretten könnten die Verbreitung der Nikotin-Abhängigkeit fördern, ebenso den Einstieg ins Rauchen, und sie würden oft parallel zur Zigarette kosumiert.
Hier sind sich Gegner wie Befürworter einer neuen Präventions-Strategie einig:
- Es braucht mehr Forschung über E-Zigaretten.
- Wer bisher vergeblich versucht hat, mit dem Tabakrauchen aufzuhören, schützt sich beim Umstieg auf E-Zigaretten vor den gefährlichen Verbrennungsgiften der Zigarette.