Zum Inhalt springen

Protest wegen Ronaldo-Transfer Fiat-Mitarbeiter gegen Millionen-Deal

400 Millionen Euro kostet Topspieler Ronaldo den Fussballclub Juventus Turin. Dies stösst Fiat-Angestellten sauer auf.

Der WM-Final in Moskau war gestern noch im Gange, da landete in Turin ein Privatjet. Diesem entstieg jener Fussballstar, der in Zukunft ganz Italien, zumindest die Tifosi, zum Träumen bringen soll: Cristiano Ronaldo. Alle sind zufrieden, könnte man meinen. Doch in zwei Fiat-Werken in Süditalien gibt es Widerstand.

Der Link zwischen Cristiano Ronaldo und den Fiat-Angestellten ist die Familie Agnelli. Diese kontrolliert sowohl den Auto-Konzern als auch den neuen Arbeitgeber Ronaldos, den italienischen Rekordmeister Juventus Turin.

Juventus-Präsident Andrea Agnelli
Legende: Andrea Agnelli, Vorstandsmitglied von Fiat und seit 2010 Präsident von Juventus. Getty Images

Unzufrieden mit den Agnellis sind vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fiat-Chrysler in Süditalien, in den Werken von Melfi in der Basilikata und in Pomigliano nahe Neapel, wo rund 13'000 Angestellte Autos montieren. Ab heute rufen sie zu einem Streik auf.

Streikaufruf bei Fiat «gescheitert»

Box aufklappen Box zuklappen

Der Proteststreik von Fiat-Arbeitern gegen den Millionen-Transfer des Weltfussballers Cristiano Ronaldo ist nach Angaben des Automobilkonzerns am Montag gescheitert. Als einen «eklatanten Flop» bezeichnete der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) den Aufruf zur Arbeitsniederlegung im Fiat-Werk von Melfi in Süditalien. Dem Streikaufruf hätten in der Frühschicht nur fünf von 1700 Arbeitern gefolgt.

Was ihnen sauer aufstösst, erklärte einer der Streikenden einem lokalen TV-Sender: «In dieser Fabrik verdient ein Arbeiter nicht mehr als 1000 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Cristiano Ronaldo erhält in den folgenden vier Jahren 120 Millionen Euro netto, das ergibt ein Monatssalär von 2,5 Millionen Euro.» Ronaldo verdient also so viel wie 2500 Fiat-Arbeiter zusammen.

Die Krise ist noch spürbar

Das bringt Angestellte in den Fiat-Werken in Rage. Wobei es nicht allein um den Lohn geht: Für weitere vier Jahre herrsche im Fiat-Werk von Pomigliano Kurzarbeit. Für diese Arbeiter heisst das: Unsicherheit. Wie geht es weiter? Ist mein Job noch sicher?

Fiat-Chrysler hat im vergangenen Jahr zwar wieder mehr Autos hergestellt, hinkt den Verkaufszahlen vor der Krise aber noch immer hinterher. Und in jenen Werken Süditaliens, wo Arbeiter jetzt protestieren, ging die Produktion gar zurück.

Ein Arbeiter verdient in dieser Fabrik nicht mehr als 1000 Euro pro Monat. Ronaldo hat ein Monatssalär von 2,5 Millionen Euro.
Autor: Fiat-Angestellter

Die Gewerkschafter sagen: Der Fiat-Konzern und damit die Familie Agnelli hätte ihnen in den letzten Jahren unzählige Opfer abverlangt. Tausende ihrer Kollegen hätten ihren Job in der langen Krise verloren, sie selber bangten um ihre Zukunft und trotzdem mache die Besitzerfamilie nun plötzlich 400 Millionen Euro locker – so viel beträgt die ganze Ablösesumme für Ronaldo.

Ronaldo kommt, Panda geht

Jene Gewerkschaft, die heute zum Streik aufrief, fordert die Familie Agnelli dazu auf, dieses Geld anstatt in den Fussball in die Zukunft der italienischen Werke zu investieren.

Doch weit gefehlt: Während Cristiano Ronaldo in Italien ankommt, verabschiedet sich der Panda nach Polen. Der Fiat Panda, einst der Verkaufsschlager von Fiat, soll nicht mehr in Pomigliano, sondern bald im noch billigeren Polen vom Band laufen.

Meistgelesene Artikel