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Push-Nachrichten aufs Handy Alkohol-Werbung: Coop sieht sich nicht in der Verantwortung

Der Detailhändler verschickt Push-Nachrichten aus der App mit Alkohol-Werbung. Suchtfachleute sehen darin ein Problem.

Über die Supercard-App können Kundinnen und Kunden beispielsweise ihre gesammelten Punkte abrufen. In der App wird regelmässig auch Alkohol beworben. Dies einerseits mittels Werbung, die beim Öffnen der App erscheint, andererseits aber auch mittels Push-Mitteilungen aufs Smartphone der Kundinnen und Kunden.

Diese Push-Meldungen können zwar generell deaktiviert werden. Es ist aber nicht möglich, einzelne Produktgruppen auszuschliessen, beispielsweise den Alkohol. Stossend, findet ein «Espresso»-Hörer, der seit fünf Jahren keinen Alkohol mehr trinkt: «Das ist ein weiteres Beispiel, wie einem das aufs Auge gedrückt wird.» Gemeint ist der Alkohol.

Es ist unverantwortlich, solche Werbung zu machen.
Autor: Philipp Hadorn Präsident Blaues Kreuz Schweiz

Suchtexperten sehen in dieser Art von Werbung ein Problem. Philipp Hadorn, Präsident vom Blauen Kreuz Schweiz, zieht gegenüber dem Konsumentenmagazin den Vergleich zu herkömmlicher Werbung: «Das Smartphone ist etwas, das viel persönlicher und noch intimer ist.» Und deshalb sei diese vermeintlich personalisierte Werbung mehr als ein Plakat an der Wand oder ein Prospekt. Er findet es unverantwortlich, solche Werbung zu machen.

Solche Push-Nachrichten können für Betroffene ein Trigger sein.
Autor: Toni Berthel Präsident Schweizerische Gesellschaft für Suchtmedizin

Und Toni Berthel, Suchtmediziner und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin, sagt: «Solche Push-Nachrichten haben etwas Aufdringliches. Und solch aufdringliche Werbung hat auch eine gefährliche Seite.» Sie könne ein Trigger sein für Betroffene.

Hilfreiche Adressen

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Informationen:

Hilfe:

Hilfe erhalten Sie auch in jeder Suchtberatungsstelle in ihrer Region, den Ambulatorien der psychiatrischen Kliniken.

Tipps für Personen mit problematischem Alkoholkonsum

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Der erste Schritt und Voraussetzung, überhaupt handeln zu können: Erkennen, dass das eigene Verhalten risikoreich oder problematisch ist.

  • Push-Nachrichten, die Alkohol-Werbung beinhalten könnten, wenn möglich deaktivieren.
  • Drehen sich die Gedanken trotzdem weiter um das Sonderangebot, empfiehlt der Experte, eine Beratungsstelle aufzusuchen.
  • Will man die Push-Nachrichten weiter empfangen, lohnt sich ein reflektiertes Vorgehen: Immer Zeit verstreichen lassen zwischen dem Erhalt der Werbung und dem nächsten Einkauf.
  • Das Gespräch suchen mit nahestehenden Personen und sie um Unterstützung bitten.

Coop schreibt auf Anfrage: «Wir nehmen unsere Verantwortung in dieser Hinsicht wahr, indem wir Alkohol konsequent nur an Erwachsene verkaufen. Pushnachrichten in der Supercard-App erhalten nur bestehende Käuferinnen und Käufer von Wein oder Bier.»

Wir nehmen unsere Verantwortung in dieser Hinsicht wahr, indem wir Alkohol konsequent nur an Erwachsene verkaufen.
Autor: Coop

Dies mag sein. Auch der Hörer, der sich auf der Redaktion gemeldet hat, kauft hie und da alkoholhaltiges Bier – für seine Gäste. Zur Frage, weshalb man Alkohol-Werbung nicht explizit deaktivieren könne, rechtfertigt sich der Detailhändler: «Pushnachrichten können auf unserer Supercard-App generell deaktiviert werden.» Dies kommt für den «Espresso»-Hörer aber nicht in Frage, denn grundsätzlich findet er die Werbe-Benachrichtigungen praktisch.

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Espresso, 16.11.21, 08:13 Uhr

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