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Raumsonde Cassini «Wir müssen eine Kontamination von Saturns Monden verhindern»

Heute Morgen ist die Sonde aus dem bisher unbekannten Raum zwischen Saturn und seinen Ringen wieder aufgetaucht und liefert erste Daten. Forscher hoffen, dass sie neue Erkenntnisse liefert, etwa wie Saturns Ringe entstanden sind. Cassini selber muss im All «klinisch» entsorgt werden.

  • Die Raumsonde Cassini ist «wohlauf» und sendet bereits erste Daten, welche die Forscher nun auswerten.
  • Auf ihrer allerletzten Mission tauchte die Sonde vergangenen Mittwoch in das bislang unerforschte Gebiet zwischen dem Planeten Saturn und seinen inneren Ringen ein.
  • Danach hatte die Nasa den Funkkontakt erwartungsgemäss verloren, als sich die Sonde dem Saturn so stark annäherte wie nie zuvor. Der Abstand zum sichtbaren innersten Ring habe gemäss Nasa 300 Kilometer betragen.
  • Die Nasa sowie die beteiligte Europäische Raumfahrtbehörde ESA hoffen auf spektakuläre Bilder und Daten von dem Gasgiganten und seinen Ringen, sowie eine Erklärung zu deren Entstehung.
  • Die Mission wird als «Grosses Finale» bezeichnet, denn Cassini wird zum Abschluss ihrer Mission im September 2017 in die Saturn-Atmosphäre eintauchen und verglühen. Die vor 20 Jahren abgeschickte Sonde nähert sich ihrem Lebensende, weil ihr Treibstoffvorrat nicht mehr lange reicht.
  • Dass sie auf dem Saturn zum Absturz gebracht wird, hat einen guten Grund: Sie soll keinen von Saturns Monde mit allfälligen Mikroben von der Erde kontaminieren.

SRF News: Wie erfolgreich war die Mission – gibt es bereits konkrete Daten?

SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg: Das erfolgreichste ist, dass die Sonde noch «lebt». Man wusste nicht, wie es zwischen dem Saturn und seinen Ringen aussieht und was Cassini dort erwarten würde. Die Saturnringe bestehen aus Abermillionen von Eis und Gesteinsbrocken. Zum Teil sind das winzige Krümel, andere sind so gross wie Einfamilienhäuser. Die Gefahr, dass so ein Stück die Sonde trifft, bestand. Es war also nicht klar, ob sie das überlebt. Die ersten Daten sind nun gesendet worden – Konkretes wissen wir aber noch nicht. Wenn alles klappt, wird Cassini denselben Weg bis im September noch weitere 21 Mal fliegen. Was Cassini dabei alles sehen wird, wissen wir momentan noch nicht.

SRF News: Was erhofft sich die Nasa von diesem Flug so nahe an den Saturn-Ringen?

Die Saturnringe sieht man mit einem Fernrohr von der Erde aus. Man weiss aber bis heute nicht, wie sie entstanden sind. Es gibt verschiedene Theorien. Eine besagt, dass die Ringe aus demselben Material wie der Saturn selber bestehen. Die Schwerkraft des Saturns verhindere dabei die Bildung von Monden. Eine andere meint, dass die Ringe mal Monde waren und aufgrund von Gezeitenkräften zerbrochen sind. Es wird nun versucht, die Masse mithilfe der Sonde zu messen und daraus Rückschlüsse auf deren Entstehung zu ziehen. Dazu muss noch gesagt werden, dass die Raumsonde Cassini schon seit zwei Jahrzehnten unterwegs ist. Ihre aktuelle Mission ist einfach das sogenannte «Grosse Finale». Was sie vorher entdeckt hat, war genauso spektakulär oder sogar spektakulärer.

Und was war das?

Etwas, das vorher niemand geglaubt hat. Man hat die Monde des Saturns genauer unter die Lupe genommen. Auf dem Mond Enceladus hat man etwa entdeckt, dass es Ausbrüche von Eisvulkanen gibt. Da realisierten die Wissenschaftler, dass dieser Mond nicht nur von einer Eiskruste umgeben ist, sondern dass es darunter flüssiges, warmes Wasser gibt. Damit ist es durchaus möglich, dass dort Leben vorhanden ist wie bei uns in der Tiefsee. Dass das so nahe von der Erde möglich ist, hat alle unendlich überrascht. Beweise gibt es noch nicht. Aber zumindest die Möglichkeit von Leben ist vorhanden.

Seit 20 Jahren ist Cassini im Weltall unterwegs. Jetzt geht der Sonde langsam der Treibstoff aus. Bis im September habe die Sonde noch zu fliegen. Was passiert dann?

Dann wird Cassini gezielt auf den Saturn zum Absturz gebracht. Sie wird kurz vor dem Verglühen noch einmal Daten aus diesem Gasplaneten schicken. Schlussendlich wird sie schneller als ein Düsenjet abstürzen und auf Saturn zerschellen. Das macht man, weil man damit verhindern will, dass sie auf einen der Monde stürzt und ihn kontaminiert. Man glaubt es kaum, aber eine Erdsonde kann durchaus noch kleinste Mikroben mit sich tragen. Wenn sich später einmal bestätigen sollte, dass es dort Leben gibt, wüsste man nicht, woher es nun stammt.

Wenn wir Bilanz ziehen – wie erfolgreich war die ganze Mission?

Das war eine der erfolgreichsten Missionen, die es überhaupt jemals gab. Sie war zwar teuer, drei Milliarden Euro hat sie gekostet. 300 Europäische und US-amerikanische Wissenschaftler haben zusammen daran gearbeitet. Während den 20 Jahren wurden eine halbe Million Bilder zur Erde geschickt, neue Erkenntnisse wurden gewonnen. Diese Mission hat sich 100-prozentig gelohnt.

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