- Zweieinhalb Jahre Haft, die Hälfte auf Bewährung – so lautet das Urteil für Deutschlands einstigen Tennisstar Boris Becker nach mehreren Insolvenzstraftaten.
- Nach seiner Verurteilung in London am Freitag erhält er grosse Anteilnahme.
- Die Reaktionen fallen aber vor allem in den Medien auch recht hämisch aus.
Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hält weiter zu Deutschlands einstigem Vorzeige-Spieler: «Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis und wünschen ihm alles Gute für die nächste Zeit», sagte Verbandspräsident Dietloff von Arnim. «Seine Verdienste sind und bleiben einzigartig.»
Der deutsche Tennisspieler Alexander Zverev sagte gegenüber «t-online» in München: «Boris war und ist sehr wichtig für das deutsche Tennis. Das ist traurig zu hören. Ich wünsche ihm das Beste.»
Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) schrieb bei Twitter, über den Fall Boris Becker: «Rechtsstaatlich richtig und konsequent». Zugleich ergänzte er: «Sportgeschichtlich eine Tragödie».
Lilly Becker, die bis 2018 von ihm getrennt lebende Ehefrau, zeigte sich überrascht von dem Urteil: «Er hat niemanden umgebracht», sagte sie dem TV-Sender RTL. «Wir stehen alle hinter Boris.»
Beckers Tochter Anna Ermakova äusserte sich in der «Bild»-Zeitung fassungslos: «Ich bin wirklich in einem Schock, dass mein Vater zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden ist.»
Viel Mitgefühl begleiteten Becker bereits am Freitagnachmittag in London auf dem Weg ins Gefängnis. Langjährige Weggefährten schickten gute Wünsche oder äusserten ihre Fassungslosigkeit und Sorge um das einstige Tennis-Idol. Offen ist, ob ein möglicher Einspruch gegen das Strafmass noch Erfolg haben könnte. Denn das Urteil ist gerechtfertigt, daran gibt es kaum Zweifel, und das sehen auch die Medien so, die den Prozess in London verfolgt haben.
«Daily Mail»: «Absturz wie kein anderer»
Vor allem die britischen Boulevard-Medien bewegt Beckers Schicksal. Fotografen und Reporter hatten sich schon vor Verkündigung des Strafmasses an die Fersen von Boris Becker geheftet. Und entdeckten, wo er die Tasche für seine Habseligkeiten gekauft hat, die er ins Gericht mitgenommen hatte. Oder dass er vor der Urteilsverkündung noch eine Kirche besucht und Blumen gekauft hatte.
Am Tag nach dem Urteil und der ersten Nacht im Gefängnis analysiert die Klatschpresse den einzigartigen «Absturz wie kein anderer» («Daily Mail»). Und als «Serving Time» beschreibt die «Sun» Beckers Leben mit einem englischen Wortspiel als Zeit für «Aufschlag» und «Haftstrafe».
Von einem «verblüffenden Fall in Ungnade» schreibt auch die «New York Times». In Italien versucht der «Corriere dello Sport» Hoffnung zu verbreiten: «In der Zelle wird Becker an die Strategie für den Neustart denken können. An Genie fehlt es ihm nicht.» Doch sein Ruf sei ruiniert, befanden «Gazzetta dello Sport» und «Il Messaggero»: «Ein Leben mit Exzessen hat Beckers Stern verdunkelt.»