Mit der Startnummer 16 und seinem Lied «Tout l’univers» spazierte Gjon Muharremaj, alias Gjon's Tears, für die Schweiz ins Eurovision Song Contest Finale, wo er am Samstagabend Jury und Fernsehpublikum überzeugte. 432 Punkte heimste der 22-jährige Freiburger ein und sicherte sich damit hinter Frankreich und Italien den dritten Platz.
Bei der Jurywertung kam der Beitrag aus der Schweiz gar auf Platz 1, ein Ritterschlag, sagt Tom Glanzmann, Präsident des Schweizer ESC Fanclubs: «Bei Gjons Song muss man gut hinhören und ein musikalisch professionelles Ohr haben, um seine Qualität zu erkennen. Das Publikum schaut eher auf den Künstler selbst und auf sein Outfit. Vielleicht hat uns das den einen oder anderen Punkt gekostet, aber es war halt 100 Prozent Gjon’s Tears.»
Spannende Rangverkündigung
Gegen Mitternacht begann am 65. Eurovision Song Contest das grosse Zittern. Immer mehr Länder rückten auf, immer unklarer wurde der Ausgang des diesjährigen Wettbewerbs – bis Italien mit 524 Punkten als klares Siegerland feststand.
Die Band Maneskin traf mit ihrem rockigen Protestsong «Zitti E Buoni» den Geschmack des Publikums und laut Glanzmann einen Nerv der Zeit: «Es ist ein Song, der sehr schnell funktioniert. Inhaltlich geht es um eine Jugend, die aufsteht und sich abgrenzen will. Vor zwei Wochen war ich im Tessin und bemerkte, dass eine Gruppe von jugendlichen Klimaaktivisten diesen Song hörte. Er scheint bei dieser Generation gut anzukommen.»
Applaus vom Bundesrat
Gjon’s Tears Podestplatz ist eine Sensation in der jüngeren Geschichte der Schweiz am ESC. Da applaudiert sogar der Bundesratspräsident höchstpersönlich:
Auch Bundesrat Alain Berset lässt sich die Glückwünsche an Gjon's Tears nicht nehmen und hinterlässt dem jungen Musiker ein «Bravo» in den sozialen Medien.
Dass die Schweiz über einen ESC-Podestplatz jubeln konnte, ist schon eine Weile her. 28 Jahre sind vergangen, seitdem Annie Cotton im Jahr 1993 mit «Moi, tout simplement» den dritten Platz erreichte. Danach hat es erst Luca Hänni wieder unter die ersten Fünf geschafft. Mit «She Got Me» machte der Berner Sänger im 2019 den 4. Platz und holte seine Heimat damit aus einem längeren «Zero Points»-Sumpf.
«Wir werden immer besser», freut sich ESC-Experte Glanzmann nach dem erfolgreichen ESC-Abend. Und: «Wenn wir so weitermachen, steht der Sieg demnächst vor der Tür.»