In den letzten 30 Tagen spielte das Wetter im Alpenraum verrückt. Die Rekorde purzelten. Insgesamt war es nördlich der Alpen 5 Grad zu warm im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990.
An vielen Orten im nördlichen Flachland wurde der wärmste Januar seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts registriert. In Basel und Genf, wo die Messreihen weiter zurückreichen, war es sogar der wärmste Januar seit Beginn des 19. Jahrhunderts. An den meisten Orten wurden die alten Rekordwerte aus dem Januar 2007 überboten.
Ganz extrem: Zermatt erlebte den wärmsten Januar mit einem Durchschnittswert von -1,3 Grad und gleichzeitig lag mit 1 Meter 57 am 22. Januar so viel Schnee wie noch nie im Januar in der Gemeinde am Fusse des Matterhorns.
5 Grad zu warm
Die warmen Temperaturen nördlich der Alpen hatten nicht nur mit der milden Luft aus westlichen Richtungen zu tun, die den Alpenraum erreichte. Viel Wind und viele Wolken verhinderten in Muldenlagen des Mittellandes eine starke Auskühlung. Auf den Bergen gab es dagegen keine Temperatur-Höchstwerte. Dort lag der Temperaturüberschuss auch nur bei etwa 2,5 Grad. Dennoch war es an vielen Orten der zweitmildeste Januar nach 2007.
Stellenweise nassester Januar seit Messbeginn
An verschiedenen Standorten wurde des nasseste Januar seit Messbeginn verzeichnet. Extrem war es vor allem im Wallis. Dort wurde an zahlreichen Orten 4 bis 6 Mal so viel Niederschlag gemessen, wie sonst im Januar. In Visp waren es 615 Prozent des üblichen Niederschlages. Neue Januar-Niederschlagsrekorde gab es aber auch in Teilen des Kantons Graubünden, so in Chur mit 182 Millimetern.
Ebenfalls neue Januarrekorde gab es in Braunwald, auf der Göscheneralp, in Brienz, in Gsteig, in Magglingen oder auch auf dem La Dôle. Aber selbst auf der Alpensüdseite gab es neue Januarrekorde, so in Airolo und im Val Bavona. Im Südtessin war es dagegen deutlich weniger nass. An vielen Orten lag dort die Niederschlagsmenge nur knapp über dem langjährigen Mittel.
Hochwasser an den Flüssen
Die grossen Niederschlagsmengen führten zeitweise zu Hochwasser. Erschwerend kam dazu, dass die Schneefallgrenze stark schwankte. So führte Dauerregen immer wieder zum Abschmelzen des frisch gefallenen Schnees und zu Hochwasserwellen. Dies war vor allem nach Orkan «Burglind» am 4. und 5. Januar der Fall und dann auch wieder vom 22. bis 24. Januar. Gleichzeitig kam es auch zu Erdrutschen. So musste unter anderem auch die Autobahn A2 im Reusstal gesperrt werden.
Grosse Schneemengen
Der viele Niederschlag führte in den Alpen teilweise auch zu Rekordschneemengen. Auf dem Weissfluhjoch lagen am 23. Januar 3 Meter 13 Schnee, so viel wie noch nie im Januar. In Davos wurde gleichzeitig eine Gesamtschneehöhe von 1 Meter 75 gemessen. Man muss bis in den Februar 1999 zurückgehen, um in Davos grössere Schneemengen zu finden.
Noch mehr Schnee wurde in Zermatt nur im März 1980 verzeichnet, zumindest gemäss offizieller Aufzeichnungen. Im Hochgebirge lagen zum Teil mehr als 5 Meter Schnee. Allerdings sind die Schneemessungen im Hochgebirge mit Vorsicht zu geniessen, da der Sturmwind zu extremen Schneeverfrachtungen führte.
«Burglind», «Evi» und «Friederike»
Generell war der Januar 2018 sehr stürmisch. Vor allem die drei Tiefdruckgebiete «Burglind» am 3. Januar, «Evi» am 16. und 17. Januar und «Friederike» am 18. Januar sorgten für extreme Böen und teilweise auch grosse Schäden.
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Bild 1 von 27. Im Flachland steigt die Hochwassergefahr. Mit über 2600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde herrscht am Rhein bei Rheinfelden (AG) Gefahrenstufe 2. Das Inseli ist überschwemmt. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Peter Wehrli.
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Bild 2 von 27. In Basel wird der Rhein engmaschig überwacht. Die Polizei patrouilliert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 27. In Wallbach (AG) ist man für das Hochwasser im Rhein gerüstet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 27. Das Inseli bei Rheinfelden (AG) ist bereits überschwemmt und das Rettungsboot ist auf Bereitschaft. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Peter Wehrli.
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Bild 5 von 27. Der Limpach bei Balm bei Messen (SO) im Limpachtal ist bereits über die Ufer getreten. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Melanie Imhasly.
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Bild 6 von 27. Auch in den Voralpen gibt es Probleme. Nach dem Dauerregen führen die Bäche wieder Hochwasser, wie hier der Glütschbach bei Reutigen (BE). Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Werner Krebs.
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Bild 7 von 27. Die Simme bringt riesige Wassermassen zum Port in Wimmis (BE). Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Werner Krebs.
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Bild 8 von 27. In den Bergen sorgen die grossen Schneemengen für Einschränkungen. Zwischen Zermatt und Stalden wurde ein Heli-Shuttle eingeführt. Dieser musste aber mehrere Male wegen schlechter Witterung unterbrochen werden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 27. In Madulain (GR) kommt man nur hoch zu Ross vorwärts. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 27. Am Bahnhof St. Moritz ist es ruhig. Starker Schneefall führt zu Behinderungen beim Bahn- und Strassenverkehr im Engadin. Der Glacier-Express fährt nicht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 27. Obersaxen versinkt im Schnee. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / ursula janka.
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Bild 12 von 27. Die Schneeräum-Dienste in Andermatt (UR) haben grosse Schneemengen zu bewältigen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 27. Viel Neuschnee: In Vals (GR) waren es um 6 Uhr in der Früh 85 Zentimeter und es schneit kräftig weiter. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Urs Berni.
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Bild 14 von 27. Winterzauber, so schön und doch gefährlich: Schnee in Hülle und Fülle in Münster im Goms (VS). Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Evelyne Scherer.
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Bild 15 von 27. «Langsam ist's genug, So geht Winter», schreibt SRF-Augenzeuge Lukas Grossmann von der Hockenalp im Lötschental (VS). Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Lukas Grossmann.
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Bild 16 von 27. Ein sehr nasser und düsterer Tag spiegelt sich in diesem Fenster in Unterseen (BE). Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Therese Zaugg.
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Bild 17 von 27. Auch in der Zentralschweiz – hier auf der Fürenalp ob Engelberg (OW) – weiss man fast nicht mehr wohin mit den Schneemassen. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Josefa Portmann.
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Bild 18 von 27. In Saas Fee (VS) drücken die Schneemassen schwer auf den Dächern. Bildquelle: SRF-Augenzeuge / Kurt Schlatter.
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Bild 19 von 27. Ab Stalden (VS) sind die Strassenverbindungen ins Saastal (Bild) und ins Mattertal gesperrt. Bildquelle: SRF / Norbert Kurz.
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Bild 20 von 27. Die BLS-Südrampe ist zurzeit nicht mehr befahrbar. Ein Erdrutsch bei Gamsen-Brig hat das Trassee verschüttet. Bildquelle: ZVG / Air Glacier.
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Bild 21 von 27. Viele Strassen im Bündnerland sind gesperrt. Dörfer sind teilweise von der Umwelt abgeschnitten. Bildquelle: armon schlegel/rtr.
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Bild 22 von 27. «Badewetter ist anders», am Crestasee, schreibt ein Augenzeuge. Bildquelle: sandro spreiter / RTR.
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Bild 23 von 27. Der Ofenpass (GR) ist geschlossen. Das Münstertal (Val Müstair) ist ist teilweise isoliert. Die Zufahrt von Italien ist noch möglich. Bildquelle: david spinnler / rtr.
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Bild 24 von 27. Sie Strassen im Münstertal sind gesperrt. Sta. Maria versinkt im Schnee. Bildquelle: david spinnler / rtr.
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Bild 25 von 27. Die Bahnstrecke der Rhätischen Bahn (RhB) muss ständig vom Schnee geräumt werden. Bildquelle: Andry Flury/anr.
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Bild 26 von 27. Schneeräumung in Breil / Brigels in der Surselva. Bildquelle: pauli cavegn/rtr.
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Bild 27 von 27. Zu Fuss kommt man in vielen Teilen des Kantons Graubünden gut voran. Bildquelle: claudia cathomen/rtr.
Auf dem Pilatus wurde mit 195 Kilometern pro Stunde ein neuer Allzeitrekord gemessen. In Wädenswil wurden 151 Kilometer pro Stunde verzeichnet, und in Zermatt gab es 145 Kilometer pro Stunde. Auch das waren die höchsten dort registrierten Werte. Rekordwerte wurden ebenfalls aus Bad Ragaz, Buchs und Koppigen gemeldet.