12'000 Rekrutinnen und Rekruten sind vor knapp zwei Wochen in ihre RS eingerückt. Nicht alle mussten sich wie sonst üblich in den Kasernen einfinden – für rund 5000 junge Frauen und Männer startete die Rekrutenschule zu Hause vor dem Laptop. Zum Schutz vor Corona. Eine von ihnen ist die zwanzigjährige Alina Lüthi aus dem Basellandschaftlichen Muttenz.
Sie ist gelernte Zimmerin, allgemein eher praktisch veranlagt. Sechs Stunden pro Tag büffelt sie nun aber Militärtheorie. Es geht um Reglemente. Sie könnte sich vorstellen, weiterzumachen, vielleicht sogar Leutnant werden.
Der Mensch macht die Waffe böse
Vieles von dem, was sie lernt, interessiert sie. Etwa, wie die Schweiz atomare, biologische und chemische Gefährdungen abwehren will. Auch mit ihrer ersten Begegnung mit dem Sturmgewehr ist Alina zufrieden – auch wenn es nur eine Trockenübung war.
In der Waffe selbst sieht Alina nichts Böses – erst der Mensch könne damit Böses anrichten, sagt sie. Das Lernen am Computer fällt manchmal auch schwer, die junge Frau mit den kurzen Haaren bezeichnet sich selbst als «Wildsau», die am liebsten draussen herumspringt.
Ab und zu langweilt sie sich auch beim Lernen des vorgegebenen Stoffs. Etwa bei der integralen Sicherheit, dabei geht es um die Überprüfung von Personen und Unternehmen, die Zugang zu vertraulichen oder geheimen Informationen, Materialien oder Anlagen haben. Aber beim Einrücken in die Kaserne muss sie das alles können, die Rekrutinnen und Rekruten werden eine Prüfung zum Lernstoff im Homeoffice ablegen müssen.
Zum Glück wurde den Rekruten auch Sport verordnet, das ist ganz Alinas Welt, Joggen, Gewichte stemmen oder mit dem Hund lange Märsche üben. Da kann sie dann gleich ihre neuen Kampfstiefel einlaufen, die immer noch drücken.
Als Handwerkerin dient Alina bei den Genietruppen, bekannt für starke Kerle, die zupacken können. Sie stellen durch den Bau von Verkehrswegen die Mobilität aller Truppen sicher.
Als Rammpontonierin wird Alina nicht mit schwerem Geschütz auffahren, dafür mit schweren Baugeräten, die zum Brückenbau benötigt werden. Nach der dritten Woche rückt Alina in die Kaserne in Brugg (AG) ein. Ihre RS dauert insgesamt 18 Wochen. Wer Alina kennenlernt, weiss, dass die kleine Schwester von drei Brüdern das locker packen wird.