- Die Welt der klassischen Musik hat mit Jessye Norman eine ihrer herausragenden Vertreterinnen verloren.
- Die gefeierte Sopransängerin starb im Alter von 74 Jahren, wie ihre Familie am Montag mitteilte.
- Die Metropolitan Opera in New York widmet ihr die heutige Vorstellung von «Porgy and Bess».
Die US-Opernlegende Jessye Norman ist tot. Die gefeierte Sopransängerin starb im Alter von 74 Jahren, erklärte ihre Familie am Montag. «Wir sind so stolz auf Jessyes musikalische Leistungen und die Inspiration, die sie Zuhörern weltweit gegeben hat und die weiter eine Quelle der Freude sein wird».
Schon als Kind für Opern begeistert
Norman war am 15. September 1945 in Augusta im US-Bundesstaat Georgia als eines von fünf Kindern in eine musikalische Familie hinein geboren worden. Schon als Kind hörte sie Opern im Radio.
«Ich erinnere mich, dass ich gedacht habe, dass Operngeschichten nicht anders als andere Geschichten sind: Mann trifft Frau, sie verlieben sich, sie können aus irgendeinem Grund nicht zusammen sein und meistens geht es nicht gut aus», schrieb Norman in ihrer Autobiografie. «Für mich waren das Erwachsenen-Versionen von Geschichten, die ich schon kannte.»
Als Schwarze in der von Weissen dominierten Welt der klassischen Musik sorgte sie rasch für Aufsehen. Ende der 1960er Jahre siedelte sie nach Europa über und heuerte an der Deutschen Oper in Berlin an.
Sie sang an zahlreichen weiteren renommierten Opernhäusern und machte sich mit ihrem warmen Timbre unter anderem als Wagner-Interpretin einen Namen.
Auftritte in der Schweiz
Schliesslich liess sie sich in London nieder und widmete sich jahrelang Liederabenden. Auch in der Schweiz begeisterte die Sängerin ihr Publikum – etwa im Jahr 2006 in Gstaad und im Jahr 2010 in Montreux.
Zu ihrem grossen Repertoire gehörten auch Werke unter anderem von Francis Poulenc, Leos Janáček, Béla Bartók, Giuseppe Verdi, Richard Strauss oder Arnold Schönberg. Sie galt als eine der weltweit bekanntesten Opernstars, wurde aber auch als Jazz-Interpretin geschätzt.
Humanitäres Engagement
In einer Erklärung ihrer beiden Geschwister James Norman und Elaine Sturkey hiess es, sie seien stolz auf die musikalischen Leistungen Jessye Normans. «Wir sind ebenso stolz auf ihr humanitäres Engagement im Kampf gegen Hunger, Obdachlosigkeit, für Ausbildung der Jugend sowie Kunst- und Kulturbildung.»
Die Metropolitan Opera (Met) in New York, an der sie in rund 80 Aufführungen mitwirkte, teilte mit, man trauere um Norman – «eine der grossen Sopranistinnen des vergangenen halben Jahrhunderts.»
«Einer der grössten Künstler auf unserer Bühne»
Met-Generaldirektor Peter Gelb sagte: «Jessye Norman war einer der grössten Künstler, die je auf unserer Bühne gesungen haben». Ihr Vermächtnis werde für immer weiterleben.
Norman habe das Publikum mit ihrem schönen Ton, ihrer aussergewöhnlichen Kraft und ihrem musikalischen Feingefühl begeistert. Die heutige Vorstellung von «Porgy and Bess» sei Norman gewidmet.
Auch zahlreiche Kollegen und Stars betrauerten den Tod der Sängerin. «Was ein betroffen und traurig machender Verlust heute», schrieb die Operndiva Renee Fleming per Kurznachrichtendienst Twitter.
Der Sänger Rufus Wainwright kommentierte: «Die Welt hat eine der grossartigsten Stimmen verloren, die wir je hatten und gehört haben. Sie hat sich für uns ausgeschüttet. Ruhe in Frieden, liebste Jessye Norman.»