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San Giorgio soll es richten Neue Brücke von Genua wird nach Schutzpatron der Stadt benannt

Göttlichen Schutz kann das Bauwerk gebrauchen. Denn ob Italien seine Lektion gelernt hat, muss sich noch zeigen.

Der Heilige Georg, Drachentöter mit Lanze auf dem Pferd, hat Genua über Jahrhunderte in der Expansion als Seerepublik beschützt. Aus Dank und Verehrung haben die Genueser dem Schutzpatron sogar in Neapel und Palermo Kirchen gebaut. Jetzt wird auch die neue Brücke von Genua nach dem Kirchenheiligen benannt.

Offizielle Einweihung am Montagabend – ohne Angehörige

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Knapp zwei Jahre nach dem Einsturz der Morandi-Brücke weiht die norditalienische Stadt Genua den Neubau um 18:30 Uhr ein. Geplant sind Schweigeminuten für die Toten und eine festliche Einweihung. Zu der Veranstaltung werden Staatspräsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Giuseppe Conte aus Rom erwartet.

Angehörige der Opfer dagegen haben angekündigt, dem Fest fernzubleiben. Sie kritisieren, dass das Gedenken an die Toten dabei in den Hintergrund rücke.

Göttlichen Schutz kann das über ein Kilometer lange Bauwerk brauchen, das an gleicher Stelle der Unglücksbrücke «Ponte Morandi» in weniger als einem Jahr erbaut wurde.

Ungewöhnlicher Kraftakt

Es war eine konzertierte Aktion von Politik und Industrie, die nach dem Trauma vom 14. August 2018, das 43 Menschen das Leben kostete, in einem für Italien ungewöhnlichen Kraftakt die neue Brücke möglich machte.

Renzo Piano, Stararchitekt und selbst Genueser, projektierte die Brücke, Piero Salini, Chef des grössten Bauunternehmens Italiens, steuerte das Knowhow bei. Beide trafen wenige Tage vor Eröffnung das erste Mal auf der Brücke zusammen, SRF News war dabei.

«Bauwerke müssen geliebt werden. Diese Brücke hat ein schweres Erbe. Wird sie nicht geliebt, wird sie auch nicht gepflegt. Eine Brücke aber muss halten und hat kein Recht, einzustürzen», sagt Renzo Piano.

Der Architekt weiss: Es gibt wenig zu feiern, trotz der Bravour von über 1000 Arbeiterinnen und Arbeitern, die im Rekordtempo die 19 Brückenteile auf 18 Pfeiler hochgezogen haben. Zu gross ist der Schmerz, zu gross die Entrüstung über die Versäumnisse, die zum Einsturz geführt haben.

Diese Brücke hat ein schweres Erbe.
Autor: Renzo Pioano Architekt

Politik lenkte von eigenen Unzulänglichkeiten ab

Pietro Salini, Chef eines ganzen Baukonsortiums für den Neubau, geht mit der eigenen Zunft hart ins Gericht: «Eine Brücke, die einstürzt, Menschen begräbt – da ist grundsätzlich etwas falsch gelaufen. Wie konnten wir die Wartung aus den Augen verlieren, einem kollektiven Irrtum aufsitzen?»

Gemeint ist die Betreibergesellschaft «Autostrade per l’Italia», die mehrheitlich der Familie Benetton gehört. An den Benettons hat sich in Italien die ganze Wut entladen. Und die Politik hat so versucht, von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Denn mit der Privatisierung der italienischen Autobahnen haben die Behörden auch die Wartung und Kontrolle von Brücken einfach weiter delegiert, gleichzeitig als öffentliches Kontrollorgan aber versagt.

Wie konnten wir die Wartung aus den Augen verlieren, so einem kollektiven Irrtum aufsitzen?
Autor: Pietro Salini CEO Webuild S.p.A.

Mühlen der Justiz mahlen langsam

Haben die Italiener die Lektion gelernt? Giovanna Donato hegt tiefe Zweifel. Die Sprecherin des Opferverbandes «Morandi-Brücke» hat ihren Ehemann verloren. Als Hafenarbeiter war er am Vormittag des 14. August 2018 auf dem Weg zur Arbeit. Er hinterlässt der Witwe einen heute zwölfjährigen Sohn.

«Diese Brücke ist nicht etwa ein Symbol der Wiedergeburt. Sie müsste ‹Brücke der Schande› heissen. Sie wurde auf Trümmern gebaut, die skrupellose und fahrlässige Menschen zu verantworten haben, die das Leben von 43 Menschen auf dem Gewissen haben».

Die Angehörigen setzen für Gerechtigkeit auf die Justiz. Doch der eigentliche Prozess beginnt nach einer langwierigen Beweisaufnahme frühestens Ende Jahr – mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz. Giovanna Donato und die übrigen Angehörigen befürchten, dass die langsamen Mühlen der italienischen Justiz den Verantwortlichen des Einsturzes der Morandi-Brücke in die Hände spielen.

Diese Brücke ist nicht etwa ein Symbol der Wiedergeburt. Sie müsste ‹Brücke der Schande› heisse
Autor: Giovanna Donato Sprecherin des Opferverbandes «Morandi-Brücke»

Die Wahrheitsfindung und juristische Aufarbeitung des Einsturzes der Morandi-Brücke wird ein Vielfaches länger dauern als der Wiederaufbau der neuen San-Giorgio-Brücke – das weiss man jetzt schon in Genua.

10vor10, 31.07.2020

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