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Hohe Mahngebühren bei Intrum-Tochterfirma irritiert SBB-KundInnen
Aus Espresso vom 13.04.2022. Bild: IMAGO / Panthermedia
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SBB-Billette auf Rechnung Byjuno: Wenn Mahngebühren wieder Mahnungen auslösen

Wer bei der SBB Billette auf Rechnung kauft, erhält diese von der Firma Byjuno. Deren hohe Mahngebühren ärgern Kunden.

Zuerst habe alles wie am Schnürchen funktioniert, erinnert sich eine 27-jährige Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso»: «Als ich jedoch einmal eine Rechnung etwas zu spät zahlte, wurden mir von der Firma Byjuno Mahngebühren verrechnet, die ich mir nicht erklären konnte. Da fingen die Probleme an.»

Hinweis in den AGB versteckt

Seit vier Jahren können SBB-Kunden ihre Billette in der SBB-App nicht nur mit Kreditkarte, sondern auch per Rechnung bezahlen. Die Abrechnung hat die SBB an die Firma Byjuno ausgelagert, die auf Zahlungsabwicklung spezialisiert ist. Wer Billette auf Rechnung bezahlen will, muss beim Registrierungsprozess auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen kurz AGB von Byjuno akzeptieren. In diesen sind auch happige Mahngebühren aufgeführt.

«Das ist Abzocke»

Eine erste Mahnung ist noch kostenlos. Für die zweite werden 17.50 Franken verrechnet, für die dritte zusätzlich 22.50 Franken. Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz findet diese Mahngebühren überrissen: «Das ist reine Abzocke und unverhältnismässig. Es kann passieren, dass die Mahngebühren doppelt so hoch sind wie das ursprüngliche Billett.»

Das ist reine Abzocke und unverhältnismässig. Es kann passieren, dass die Mahngebühren doppelt so hoch sind wie das ursprüngliche Billett.
Autor: Sara Stalder Stiftung für Konsumentenschutz

Auch Olivia Nyffeler von der Berner Schuldenberatung kritisiert die happigen Mahngebühren von Byjuno: «Ich habe das Gefühl, dass hier aus dem Zahlungsverzug Profit geschlagen wird.» Obwohl man die AGB von Byjuno mit den horrenden Mahngebühren akzeptiert habe, dürfe das Kleingedruckte die Konsumentinnen und Konsumenten nicht stark benachteiligen, so Schuldenberaterin Nyffeler: «Aus meiner Sicht wäre es interessant, ob ein Gericht diese Mahngebühren gutheissen würde.»

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«Schattenbuchhaltung» führt zu Mahnungen

Bei einer anderen SBB-Kundin sorgten die Mahngebühren ebenfalls für ein zusätzliches Durcheinander: «Byjuno führt eine Art Schattenbuchhaltung. Bei offenen Mahngebühren werden die Rechnungen gesplittet, so dass am Schluss nicht der ganze Rechnungsbetrag bezahlt ist. Das ist für die Kunden absolut intransparent.»

Bei offenen Mahngebühren werden die Rechnungen gesplittet, so dass am Schluss nicht der ganze Rechnungsbetrag bezahlt ist. Das ist für die Kunden absolut intransparent.
Autor: Olivia Nyffeler Berner Schuldenberatung

Bei einer Rechnung von 50 Franken, zum Beispiel, werden zuerst die offenen Mahngebühren abgezogen. Der Restbetrag wird dann auf die aktuelle Forderung verbucht, bei der jedoch dadurch ein Teilbetrag übrigbleibt, ohne dass die Kunden etwas davon merken. Und so werden wiederum weitere Mahnungen generiert.

Im Durcheinander von Mahngebühren und aufgeteilten Rechnungen verlor auch die 27-jährige SBB-Kundin den Überblick: «Darauf wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben betrieben.» Die Betreibung stammte von der Inkasso-Firma Intrum (früher Intrum Justizia). Kein Zufall: Byjuno ist eine Tochterfirma von Intrum.

Mahngebühren werden aus Kulanz storniert

Byjuno klärte auf Anfrage vom Konsumentenmagazin «Espresso» die beiden Fälle ab. Plötzlich ging es schnell: Die aufgelaufenen Mahngebühren seien in beiden Fällen aus Kulanz storniert worden, schreibt Byjuno. Bei der zweiten SBB-Kundin sei jedoch noch eine Rechnung über 90 Franken offen, die sie noch begleichen müsse.

Auch die 27-Jährige konnte aufatmen: Sie erhielt von Byjuno eine E-Mail, dass man die offenen Forderungen aus Kulanz storniert habe und die Betreibung von Intrum zurückgezogen werde. Trotz Happy End will die Frau ihre SBB-Billette nun lieber wieder am Automaten kaufen.

Das sagt die SBB

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Eigentlich wäre es ja im Interesse der SBB, dass ihre Kundinnen und Kunden mit dem Service von Byjuno zufrieden sind. Auf Anfrage von «Espresso» schreibt die SBB, dass rund eine halbe Million Kunden den Service «Bezahlen auf Rechnung» benützen würden. Im Verhältnis hätten sie dazu nur wenige Reklamationen. Wer sich allerdings bei Problemen mit Byjuno an die SBB wendet, wird umgehend an Byjuno weiterverwiesen.

Espresso, 13.04.22, 08:13 Uhr

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