Planeten bei fernen Sternen tragen oft kryptische Bezeichnungen. So auch «HD130322 b», der den rund 100 Lichtjahre entfernten Stern «HD130322» umkreist. Bald sollen der Planet und sein Stern aber einen «richtigen» Namen bekommen: Auf einer Website dürfen alle in der Schweiz wohnenden Personen ihre Vorschläge für einen neuen Namen einreichen.
Ab dem 10. Oktober soll der Gewinner in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt werden, wie die Schweizerische Astronomische Gesellschaft (SAG-SAS) in einer Mitteilung schrieb. Die Gesellschaft wünscht, dass Planet und Stern Namen erhalten, die einen direkten Bezug zueinander haben. Anstössige Namen oder beispielsweise Namen von Haustieren sind nicht erlaubt.
Die Schweiz ist nicht das einzige Land, das einen Namen für einen Planeten suchen darf: Die International Astronomical Union (IAU) hat anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens eine weltweite Kampagne «NameExoWorlds» lanciert, bei der jedes Land einen Exoplaneten benennen darf.
Die Spielregeln sind in allen teilnehmenden Ländern dieselben. Dass sie strikt sind, dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass öffentliche Abstimmungen zur Namensgebung in der Vergangenheit regelmässig mit teils absurden Namen endeten.
Diese Namens-Abstimmungen im Internet sind zünftig schief gegangen
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Bild 1 von 7Legende: «Boaty McBoatface» Britische Polarforscher hatten die Öffentlichkeit 2016 gebeten, einen Namen für ein 200 Millionen Pfund teures Schiff vorzuschlagen. Mit grosser Mehrheit hatte «RRS Boaty McBoatface» das Rennen gemacht, zu Deutsch ungefähr «Königliches Forschungsschiff Böötli McBootsgesicht». Das Schiff wurde schlussendlich «Sir David Attenborough» getauft. CNN
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Bild 2 von 7Legende: Der Name «Boaty McBoatface» wurde schlussendlich einem der kleinen Tauchschiffe an Bord des Polarforschungsschiffs verliehen. Reuters
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Bild 3 von 7Legende: «Chuck-Norris-Brücke» Die «Fahrradbrücke der Freiheit» zwischen der Slowakei und Niederösterreich wäre 2012 fast zur «Chuck-Norris-Brücke» ernannt worden. Die Beliebtheit des amerikanischen Actionstars hatte diesem Namen im Internet zum Sieg verholfen. Die Behörden entschieden jedoch anders. bratislava.sme.sk
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Bild 4 von 7Legende: «Mr. Splashy Pants» Greenpeace suchte 2007 einen Namen für einen Buckelwal, den die Umweltorganisation im Südpazifik beobachtete. Internet-Benutzer entschieden sich für «Mr. Splashy Pants» – «Herr nasse Hosen». Reuters
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Bild 5 von 7Legende: «Te Pepe» 2015 suchte Neuseeland eine neue Flagge. Beim Wettbewerb führte dank einer Internet-Petition der Kiwi «Te Pepe» zeitweise deutlich. In die Endauswahl schaffte er es nicht – 2016 entschied das Stimmvolk, beim altbewährten Union Jack zu bleiben. www.govt.nz
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Bild 6 von 7Legende: «Cthulhu All Spark» 2014 wollte ein kanadisches Ehepaar das Internet über einen Namen für ihre ungeborene Tochter entscheiden lassen. 150'000 Teilnehmer entschieden sich für den Nonsens-Namen «Cthulhu All-Spark». Das Paar nannte die Tochter schliesslich «Amelia Savannah Joy». Namemydaughter.com
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Bild 7 von 7Legende: «Hitler Did Nothing Wrong» 2012 wollte die amerikanische Soft-Drink-Marke «Mountain Dew» per Online-Abstimmung einen Namen für ein neues Getränk finden. Die Übung wurde abgebrochen, als sich herausstellte, dass «Hitler Did Nothing Wrong» («Hitler hat nichts falsch gemacht») oder «Gushin' Granny» («sprudelnde Oma») gewinnen würde. Visualisierung von imgur
Entdeckt wurde «HD130322 b» im Jahr 1999 von einem Astronomenteam um Michel Mayor von der Universität Genf. Gemeinsam mit Didier Queloz entdeckte Mayor 1995 auch den ersten Exoplaneten überhaupt, der um einen sonnenähnlichen Stern («51 Pegasi») kreist.
2015 gab es bereits eine erste, kleinere «NameExoWorlds»-Kampagne, bei der die Öffentlichkeit 31 Exoplaneten und 14 dazugehörige Sterne benennen durfte. Dabei erhielt der Stern «51 Pegasi», um den der erste entdeckte Exoplanet kreist, den Namen «Helvetios». Vorgeschlagen wurde der Name von der Jugendgruppe der Astronomischen Gesellschaft Luzern.